Der Entzug des umfassenden Polizeischutzes sei "ungerechtfertigt", argumentierte Harrys Anwältin Shaheed Fatima zum Auftakt der Anhörung. Ihr Mandant sei nicht der Meinung, dass "maßgeschneiderte" Schutzvorkehrungen auch gleichzeitig einen "besseren" Schutz bedeuteten. Seiner Überzeugung nach sei er vielmehr einer "anderen, ungerechtfertigten und niedriger gestellten Behandlung" unterworfen worden als andere Mitglieder des Königshauses.
Harry und seine Frau, die frühere US-Schauspielerin Meghan Markle, hatten sich 2020 im Streit von ihren royalen Pflichten zurückgezogen und leben mit ihren Kindern Archie und Lilibet in Meghans Heimat Kalifornien. Die britischen Behörden hatten in der Folge entschieden, über Polizeischutz für Prinz Harry und seine Familie jeweils von Fall zu Fall zu entscheiden und ihn nicht mehr grundsätzlich zu gewähren. Auch Harrys Angebot, für die Kosten eines kontinuierlichen Polizeischutzes in Großbritannien selbst aufzukommen, wiesen die Behörden zurück.
Der Londoner High Court hatte die Grundsatzentscheidung im Februar 2024 bestätigt. Zwei Monate später wies ein Richter Harrys dagegen eingelegten Einspruch zurück und verpflichtete ihn, fast die gesamten Gerichtskosten des Innenministeriums in diesem Fall zu übernehmen. Nach Informationen der Zeitung "The Times" geht es um etwa eine Million Pfund (1,17 Millionen Pfund). Im Mai 2024 ließ ein Richter schließlich doch eine Berufung des Prinzen zu.
Im erstinstanzlichen Verfahren hatte Harry seine Klage gegen den Entzug grundsätzlichen Polizeischutzes damit begründet, das Vereinigte Königreich sei seine Heimat und "zentraler Bestandteil des Erbes meiner Kinder". Er könne Großbritannien mit seiner Familie aber nicht besuchen, "wenn es nicht möglich ist, sie zu schützen".
"Ich kann das Leben meiner Frau nicht derart gefährden und angesichts meiner Lebenserfahrung bin ich auch zurückhaltend, mich selbst unnötigerweise einer Gefahr auszusetzen", betonte Harry damals. Prinz Harrys Mutter Prinzessin Diana war 1997 bei einem Unfall gestorben, als ihr Wagen in Paris von Paparazzi verfolgt worden war.
Anwältin Fatima betonte am Dienstag vor Gericht, vor der Entscheidung über den Entzug von Harrys Polizeischutz hätten die britischen Behörden es versäumt, die Gefahren gründlich zu analysieren, denen der Prinz ausgesetzt sei. In dem aktuellen Berufungsverfahren gehe es um "das grundlegendste Recht: Das Recht auf Sicherheit einer Person".
Sein Heimatland besucht Harry nur noch selten. Das Verhältnis zur Königsfamilie, insbesondere zu seinem älteren Bruder, Kronprinz William, ist zerrüttet. Nach Bekanntwerden der Krebserkrankung seines Vaters Charles III. vor gut einem Jahr hatte Prinz Harry den König aber sogleich in London besucht. Während Harrys Gerichtsanhörung am Dienstag war Charles allerdings nicht in Großbritannien. Er war am Montag mit seiner Frau Camilla zu einem viertägigen offiziellen Besuch nach Italien gereist.