Seoul: Nordkorea besitzt vermutlich bis zu zwei Tonnen hochangereichertes Uran

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un
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Ausreichend für die Herstellung von mehr als 40 Atombomben: Das international isolierte Nordkorea besitzt nach südkoreanischen Angaben vermutlich bis zu zwei Tonnen hochangereichertes Uran. Pjöngjangs Bestände an hochangereichertem Uran mit einem Reinheitsgrad von mindestens 90 Prozent würden auf bis zu 2000 Kilogramm geschätzt, sagte der südkoreanische Vereinigungsminister Chung Dong Young am Donnerstag vor Journalisten. "Selbst in diesem Moment sind Nordkoreas Uran-Zentrifugen an vier Standorten in Betrieb."

Hochangereichertes Uran ist der wichtigste Bestandteil für die Herstellung von Atombomben, da es im Kernreaktor in Plutonium umgewandelt werden kann. Für eine Atomwaffe werden laut der Internationaler Atomenergiebehörde (IAEA) 42 Kilogramm hochangereichertes Uran benötigt. 2000 Kilogramm würden also für rund 47 Atombomben reichen.

Nordkorea verfügt Experten zufolge bereits über Atomwaffen. Dass Pjöngjang über "erhebliche" Mengen an hochangereichertem Uran verfügt, ist kein Geheimnis. Offizielle Angaben wie jetzt vom südkoreanischen Vereinigungsminister zur mutmaßlichen Menge sind öffentlich aber sehr selten. 

Chung mahnte die Dringlichkeit an, Nordkoreas Atomwaffen-Entwicklung zu stoppen. Sanktionen seien im Falle Nordkoreas wirkungslos, als einzige Lösung komme ein Gipfeltreffen Nordkoreas mit den USA in Betracht, fügte er hinzu.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte sich jüngst offen für neue Gespräche mit den USA gezeigt - wenn Washington die Forderung nach einem Verzicht auf Atomwaffen fallen lässt. "Wenn die Vereinigten Staaten ihre wahnhafte Besessenheit von der Denuklearisierung aufgeben und sich, als Anerkennung der Realität, wirklich eine friedliche Koexistenz mit uns wünschen, dann gibt es keinen Grund, warum wir diesem Wunsch nicht nachkommen sollten", sagte Kim laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA am Montag.

Erst Mitte September hatte Pjöngjang sich erneut gegen Aufrufe zur Denuklearisierung des Landes verwehrt. Der bereits "dauerhaft" in der Verfassung verankerte Status Nordkoreas als Atommacht sei "unumkehrbar geworden", erklärte die ständige Vertretung Nordkoreas bei den Vereinten Nationen laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. 

Nordkorea hatte sich im Streit um Inspektionen an seinen Atomanlagen 1994 aus der IAEA zurückgezogen. Im Jahr 2003 erklärte Nordkorea seinen Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag, 2006 wurde der erste Atomtest ausgeführt. 2023 hatte das Land seinen Status als Atommacht in der Verfassung des Landes verankert. 

Der kommunistische Staat ist wegen seines Waffenprogramms mit umfassenden internationalen Sanktionen belegt und weitgehend isoliert - allerdings halten Russland und China dem Land die Treue. Am Donnerstag kündigte das Außenministerium in Peking an, dass der nordkoreanische Verteidigungsminister Choe Son Hui von Samstag an für mehrere Tage für Gespräche nach Peking kommen werde.

Der neue südkoreanische Präsident Lee Jae Myung, der im Juni sein Amt antrat, hat im Vergleich zu seinem Hardliner-Vorgänger Yoon Suk Yeol einen gemäßigteren Kurs gegenüber Pjöngjang angekündigt. Vor der UN-Vollversammlung in New York kündigte er am Dienstag an, sich für die Beendigung des "Teufelskreises" der Spannungen mit dem Norden einzusetzen.

AFP