sininen
Sind laute Selbstgespräche immer ein Zeichen von Geisteskrankheit oder psychischer Labilität?
Eine Freundin von mir steht dazu, laut Selbstgespräche zu führen wenn sie allein ist. Sie sagt, dass es sie befreit und auf neue Ideen bringt. Ich war überrascht, wie peinlich berührt ich selber war, als sie das so frei heraus sagte. Ich bekam auch einmal einen Schreck/gruseliges Gefühl, als mal der Vater eines Freundes jemandem "unsichtbaren" einen mir nicht verständlichen Sachverhalt erklärte (mit Gesten etc). Empfindet Ihr das auch als peinlich/seltsam? Oder bin ich zu verklemmt?
Antworten (5)
Laute Selbstgespräche sind keinesfalls direkt ein Zeichen von Geisteskrankheit oder psychicher Labilität. Im Gegenteil zeigen viele Studien, dass Selbstgespräche durchaus der Motivation dienen und Gedanken fokussieren. Beispielsweise beim Sportler, der sich selbst zu höherer Leistung anfeuert. Oder auch der Arbeitnehmer, der sich vor dem Gang zur Gehaltsverhandlung aufzählt, weswegen er mehr Geld verdienen sollte. Manche Menschen bemerken nicht einmal, dass sie mit sich selbst reden. Problematisch wird es, wenn der Dialog mit sich selbst zum Dialog mit, für andere nicht hörbare, fremden Stimmen wird. Dies ist dann eher ein Anzeichen für psychische Labilität. (Wie beim Vater des Freundes)
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Jeder, der vor einer größeren Gruppe eine Präsentation halten muss, jeder, der sich auf eine mündliche Prüfung vorbereitet, jeder Schauspieler, der seien Rolle lernt, und zig andere Menschen sonst noch üben ihre Texte laut ein. Schließlich müssen sie Sicherheit darin gewinnen, sie "richtig", also betont, mit Ausdruck und Pausen und Gesten etc., zu sprechen - und es richtig zu machen lernt man nicht, indem man es falsch, sprich: verklemmt, zu leise, nur angedeutet macht. Zudem hilft es manchmal, vor wichtigen Gesprächen einige Redewendungen schon mal zu proben. Man macht sich so vertraut damit, wie man sich ausdrücken könnte. Und schlussendlich sortiert lautes Sprechen auch die Gedanken. Wenn ich beispielsweise einen Satz laut ausspreche, klingt er auch in mir anders nach. Ich kann viel besser spüren, ob er auf mich zutrifft oder was er auslöst als wenn ich in nur denken würde.
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Nachtrag: Ich setze mich übrigens oft zu meinem Hund und erzähle ihm, was mir gerade durch den Kopf geht. Ist das genauso "bedrohlich" für dich? Schließlich versteht er meine Worte ja nicht...
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