Mehrere Hundert Menschen im Landkreis Donau-Ries sollen mutmaßlich falsch ausgestellte Corona-Impfbescheinigungen einer Hausarztpraxis erhalten haben. Dies sagten am Dienstag Vertreter des Landratsamtes, der Polizei und der Staatsanwaltschaft in Donauwörth. Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, sollen die Behörden bereits seit Wochen anonyme Anzeigen erhalten haben.
Ein Hausarzt wird demnach verdächtigt, seinen Patienten Impfausweise über Corona-Schutzimpfungen ausgestellt zu haben, ohne tatsächlich einen Impfstoff gespritzt zu haben. Es gebe nach bisherigen Erkenntnissen Betroffene, die nur für einen Stempel im Impfbuch in die Praxis in Nordschwaben gegangen seien und keine Spritze bekommen hätten. Demnach soll es vor der Hausarztpraxis zu Schlangen kommen sein; Autos mit Kennzeichen aus ganz Deutschland hätten dort gestanden, berichtet der Bayerische Rundfunk und beruft sich auf Augenzeugen.
Praxis musste schließen
Andere seien davon ausgegangen, korrekt geimpft worden zu sein, obwohl dies wohl nicht der Fall gewesen sei. Seit Montag werden die Patienten des niedergelassenen Arztes getestet, ob sie ausreichend Antikörper gebildet haben. Mehr als 130 Männer und Frauen hätten am ersten Tag von dem Angebot der Kreisbehörde bereits gemacht, hieß es. Jene, die laut dem Testergebnis über keinen ausreichenden Impfschutz verfügen, können diesen bei einer Sonderimpfaktion nachholen.
Wie eine Patientin dem BR berichtete, soll der Arzt zudem die Angst vor der Impfung geschürt haben. Der Patientin soll er gesagt haben: "Wenn ich Sie damit impfe, dann könnten Sie morgen tot sein." Zudem sei sie gefragt worden, in welcher Art von Sarg sie beerdigt werden wolle. Ihre Beschreibung deckt sich mit Berichten anderer Patienten. Trotz aller Bedenken habe der Arzt die Spritze aber verabreicht – allerdings sollen die meisten statt in den Oberarm ins Gesäß gepikt worden sein. Medizinern zufolge mache das keinen Unterschied, solange der Wirkstoff in einen Muskel injiziert wird.
Wie Landrat Stefan Rößle (CSU) betonte, habe seine Behörde dem Mediziner mittlerweile untersagt, die Praxis wieder zu öffnen. "Die Praxis ist bis auf Weiteres geschlossen", sagte er. Der Hausarzt wollte sich nach BR-Angaben bisher nicht zu dem Vorfall äußern.
Quelle: Bayerischer Rundfunk, DPA