Nach der Rettung von 33 russischen Bergleuten kämpften die Helfer am Sonntag um das Leben von noch 13 Vermissten. Drei Tage nach der Bergwerkstragödie stieg der Wasserpegel in dem überfluteten Kohleschacht dramatisch an. Auf dem Bergwerksgelände in Nowoschachtinsk in der südrussischen Region Rostow am Don warteten und beteten verzweifelte Familienangehörige. Ein unterirdischer See hatte am Donnerstagabend den Schacht in 700 Metern Tiefe überflutet.
Parallel-Schacht
In einem Wettlauf gegen die Zeit gruben Helfer aus einem Parallell-Schacht einer benachbarten Anlage einen Rettungstunnel zu der Stelle, an der die vermissten 13 Männer vermutet wurden. Bis Sonntagmittag hatten sie bereits mehr als die Hälfte der 60 Meter langen Strecke geschafft, teilten die Zivilschutzbehörden mit.
"Aber das Wasser steigt erneut, in 40 Stunden (bis Dienstagmorgen) ist der Schacht vermutlich komplett überflutet", zitierte die Agentur Interfax einen Zivilschutzsprecher. Unter den Vermissten sind der Direktor der Kohlegrube und sein Stellvertreter.
33 Männer wohlauf
33 Bergleute waren zuvor bei einer spektakulären Aktion gerettet worden. Zunächst hatten Helfer am Samstagmorgen den weiteren Zufluss von Wasser in den Schacht "Sapadnaja" gestoppt. Dann stiegen Taucher in die Tiefe, um nach den vermissten Bergarbeitern zu suchen. Schon nach kurzer Zeit entdeckten sie 33 Männer wohlauf in einem trockenen Teil des Schachtes. Unter den Angehörigen der Verschütteten brach Jubel aus. Anschließend wurden die Bergleute mit einem so genannten Inspektionskorb an die Erdoberfläche gebracht.
Einige sichtlich erschöpfte Männer wankten mit strahlenden Gesichtern zu ihren Familien, andere mussten auf Grund ihrer Entkräftung getragen werden. Die erschöpften Geretteten wurden in das Krankenhaus von Nowoschachtinsk gebracht. "Es gibt aber keine Schwerkranken", sagte Vize-Gouverneur Alexander Bedrik. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte die Behörden am Freitag aufgefordert, alles nur Mögliche zur Rettung der Bergleute zu tun.
Betonwand Grund für Einsturz
Zum Zeitpunkt des Unglücks arbeiteten 71 Männer unter Tage. 25 Arbeitern gelang in letzter Sekunde die Rettung, als eine Betonwand unter dem Druck des riesigen unterirdischen Sees einbrach.
Sicherheitsmängel nicht beseitigt
Der Betreiber der Kohlegrube habe Sicherheitsmängel nicht beseitigt, erklärte das Energieministerium in Moskau. In der Schachtanlage war es bereits im Februar zu einem Wassereinbruch gekommen.
Die 1000 Kilometer südlich von Moskau gelegene Anlage war vor dem Zweiten Weltkrieg eröffnet worden. Bei Unfällen im russischen Bergbau sind in diesem Jahr bereits mindestens 13 Männer gestorben, mehr als 100 wurden verletzt.