Nach dem tödlichen Stoß eines 30-Jährigen vor eine U-Bahn in Berlin hat am dortigen Landgericht der Prozess wegen Mordes begonnen. Der Angeklagte soll das Opfer vor etwa sechs Monaten auf dem U-Bahnhof Kottbusser Tor im Stadtteil Kreuzberg nach einem Streit um Drogengeschäfte von hinten attackiert und ins Gleisbett geschubst haben. Der 27-jährige Tatverdächtige erklärte am Freitag, er habe keine vollständige Erinnerung an den Abend und könne nicht fassen, dass er "einen so schweren Fehler begangen habe". Er habe den Mann nicht töten wollen und bedauere zutiefst.
"Bewusst von hinten und mit voller Wucht gestoßen"
Zwischen dem aus Marokko stammenden Angeklagten und dem 30-jährigen Iraner soll es am 29. Oktober 2019 zunächst zu einem verbalen Streit gekommen sein. Gegenstand war laut Ermittlungen der Kriminalpolizei der gescheiterte Versuch des Angeklagten, Betäubungsmittel von einem Begleiter des 30-Jährigen zu erwerben. Als sich die beiden Männer entfernten, sei ihnen der Angeklagte gefolgt und habe den 30-Jährigen "bewusst von hinten und mit voller Wucht" ins Gleisbett gestoßen, heißt es in der Anklage. Der 27-Jährige habe die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers ausgenutzt. Der Iraner starb noch am Tatort.
Der Angeklagte räumte über seine Verteidigerin ein, unter dem Einfluss von Alkohol und Kokain gestanden zu haben. Er sei mit einem Bekannten unterwegs gewesen. Sie hätten sich kurz vor Mitternacht auf dem U-Bahnhof weitere Drogen besorgen wollen. Bei dem Stoß habe er die Gefahr nicht gesehen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die U-Bahn gesehen oder gehört habe", so der 27-Jährige.

Er wurde wenige Tage nach dem tödlichen Vorfall verhaftet. Der Prozess wird am 29. April fortgesetzt.