Fans der legendären Artus-Sage dürfen sich freuen, denn die Geschichte geht weiter. In dem Einband eines Archivregisters an der Universität Cambridge haben Wissenschaftler zwei Erzählungen aus dem 13. Jahrhundert über König Artus und den Zauberer Merlin entdeckt.
Die Dokumente waren bereits vor sechs Jahren aufgetaucht. Schon damals vermuteten die Forscher, dass es sich um einen Teil der "Suite Vulgate du Merlin" handeln müsse; einer französischsprachigen Fortsetzung der Artus-Legende. Die Geschichte ist Teil des Lancelot-Grail-Zyklus. Von dem mittelalterlichen Bestseller existieren heute weniger als 40 Exemplare.
Das macht den neuen Fund umso kostbarer. Wie die Universität Cambridge mitteilte, handelt es sich um ein Manuskript mit zwei Geschichten. Aufgeschrieben wurden sie wohl zwischen 1275 und 1315. Darauf deuten zumindest die kunstvoll gezeichneten Initialen in roter und blauer Farbe hin.
Eine Erzählung handelt von dem Neffen von König Artus, Sir Gawain, der an der Seite von König Artus und mithilfe des Schwerts Excalibur in einer Schacht gegen die heidnischen Sachsen siegt. Die zweite Episode erzählt vom Zauberer Merlin, der getarnt als blinder Harfenspieler am Hof von König Artus erscheint und ihn bei einer anstehenden Schlacht unterstützt.
Ein zerknittertes Stück Geschichte
Die nun aufgetauchten Fragmente sind deshalb so einzigartig, weil jedes Manuskript der damaligen Zeit von Hand nicht nur abgeschrieben, sondern leicht abgewandelt wurde. "Jedes handschriftliche Exemplar eines mittelalterlichen Textes, das von einem Schreiber verfasst wurde, wird nach und nach verändert", erklärt Irène Fabry-Tehranchi, französische Spezialistin der Universitätsbibliothek.
Schriftstücke wie diese galten im 13. Jahrhundert als Luxusartikel. Die Wissenschaftler vermuten, dass das Manuskript von Aristokraten mit Französischkenntnissen nach England importiert wurde, als die Artusbücher zu Bestsellern wurden. Doch als diese ins Englische übersetzt wurden, sank ihr Wert. Manche Besitzer verwerteten die Pergamente, um damit Urkunden oder andere Dokumente zu binden. So erklären sich die Forscher, dass sich die Artusgeschichten eingenäht, zerknittert und teilweise zerrissen in einem Besitzerverzeichnis des Anwesens Huntigton Manor in Suffolk befanden. Dessen Sammlung wurde in den 1970er Jahren nach Cambridge gebracht, aber erst jetzt näher untersucht.
Sagen, Mythen und Verbrechen: Das sind Deutschlands Lost Places mit Gänsehautgarantie

Kilometerlange Kanäle, dunkelgrüne Gewässer, ausgedehnte Sümpfe, dichtes Grün: Wer schon einmal im Spreewald im südöstlichen Brandenburg Urlaub gemacht hat, weiß, dass man nicht viel Fantasie braucht, um in dieser einmaligen Landschaft Sagen und Mythen zu vermuten. Entscheidend geprägt wurde sie durch die Sorben, eine deutsche Minderheit, die mit ihrer Kultur unser Land bis heute bereichert.
Moderne Technologie macht Artusgeschichten wieder lesbar
Die Pergamente sind entsprechend fragil. Wären sie schon in den 1970er Jahren untersucht worden, wären sie wohl mit herkömmlichen Konservierungsmethoden weiter zerstört worden.
Bei der Untersuchung nutzten die Forscher moderne Technologien wie multispektrale Bildgebung. Mithilfe von Ultraviolett- und Infrarotstrahlung entdeckten sie Details in dem Manuskript, die mit bloßem Auge kaum erkennbar gewesen wären. Auch Kollegen der zoologischen Abteilung waren an der Untersuchung beteiligt. Zudem kam ein CT-Scanner zum Einsatz, der normalerweise für Fossilien verwendet wird.
"Es geht nicht nur um den Text selbst, sondern auch um das materielle Artefakt. (...) Es ist ein Stück Geschichte für sich", sagte die Historikerin Fabry-Tehranchi. Die Pergamentseiten wurden sorgfältig durchleuchtet, sodass die Wissenschaftler schließlich mithilfe der Fotos rekonstruieren konnten, wie das Manuskript aussehen würde, wenn man ganz normal darin blättern könnte. Ihre Ergebnisse präsentierten sie in Form von Videos und 3D-Animationen.
Und: "Es gibt noch einiges zu entdecken", sagt Fabry-Tehranchi. Die Technologie dürfte auch bei künftigen historischen Projekten und der Untersuchung weiterer Manuskripte zum Einsatz kommen.