Fahndung nach Kinderschänder Ein Land sucht ein Monster

Seit drei Tagen suchen Bundeskriminalamt und Staatsanwaltschaft mithilfe grobkörniger Bilder nach einem Mann, der ein Baby mehrfach missbraucht haben soll. Öffentlich. Die Erfolgschancen stehen gut.

Seit Mittwochabend werden die Bilder verbreitet: zuerst in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst", dann in Zeitungen, aber auch über E-Mail und soziale Netzwerke. Deutschland sucht einen Päderasten. Einen Mann, der zur Tatzeit (geschätzt 2005) zwischen 25 und 40 Jahre gewesen sein soll, der dicklich ist, und der einen schmalen goldenen Ring am kleinen Finger trug. Der in den Videoaufnahmen und Bildern, die den Ermittlern vorliegen, ein kleines Mädchen im Alter zwischen drei und neun Monaten mehrfach vergewaltigt. In einem Badezimmer. Es gebe Hinweise, dass der Tatort in Deutschland liege, und es sei nicht auszuschließen, dass das Kind auch heute noch missbraucht wird, schreibt das Bundeskriminalamt (BKA).

5000 Euro Belohnung sind ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen. Ermittlungsstand Freitagmorgen: 119 Hinweise, so Alexander Badle, Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main. Davon seien 82 "personenbezogen" und 34 "sachbezogen"." Diese Informationen würden nach verschiedenen Prioritäten verfolgt. Ob und wann der Täter gefunden werde, "dafür bräuchte man eine Glaskugel".

Hohe Erfolgsquote

Doch die Chancen stehen gut. "Die Erfolgsquote der Öffentlichkeitsfahndung" liege sehr hoch, zitiert der Sprecher die Erfahrungen eines Fachdezernenten. Deutlich über 50 Prozent.

Den Erfolg der Öffentlichkeitsfahndung beobachtet auch der Kriminologie Christian Pfeiffer: "Das Fernsehen und auch das Internet bringen oft den Durchbruch in festgefahrenen Fällen", sagte er stern.de. Die emotionale Wucht des Bildes, der visuellen Botschaft lasse Menschen plötzlich zum Telefonhörer greifen, die es nicht tun würden, wenn sie es nur in der Zeitung gelesen hätten.

Allerdings gehört die Öffentlichkeitsfahndung nicht zum täglichen Repertoire der Ermittler, denn sie unterliegt strengen Beschränkungen: "Meist ist das Bildmaterial einfach nicht geeignet. Dieses Mittel wird nur gewählt, wenn alle anderen ausgeschöpft sind", so der BKA-Sprecher. In diesem Fall aber liege detailreiches Bildmaterial vor, dessen Veröffentlichung Sinn mache. Bilder vom Tatort: eine Babytasche, ein Seifenspender, der Bademantel des Kindes sowie Bilder des Täters.

Ob der Mann die Bilder selbst ins Netz gestellt hat, sei nicht bekannt, "aber sie sind da". Und das verbessert die Fahndungschancen.

sal

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