Das Motiv für die Familientragödie in Nordbayern und Tschechien mit vier Toten gibt der Polizei weiter Rätsel auf. Es gebe keinen Abschiedsbrief des mutmaßlichen Täters und Familienvaters, sagte Ermittlungsleiter Hartmut Fertig vom Polizeipräsidium Unterfranken am Mittwoch in Würzburg. Allerdings habe der 39-Jährige seinen Selbstmord per SMS einem befreundeten Paar in Dresden angekündigt.
Den Ermittlungen zufolge erschoss der Familienvater am Dienstag zunächst seine zehn Jahre jüngere Ehefrau im unterfränkischen Himmelstadt. Anschließend fuhr er mit den gemeinsamen Kindern ins etwa 230 Kilometer entfernte Eger in Tschechien: Dort tötete er in einer abgelegenen Pension die fünf und sieben Jahre alten Söhne und sich selbst.
Anhaltspunkte für ein Eifersuchtsdrama lägen nicht vor, sagte Fertig. "Es ist aber bekannt, dass die Ehe wohl zerrüttet war", erklärte er. Die aus Thüringen stammende 29-jährige Frau habe eine eigene Wohnung in Himmelstadt gehabt, aber noch als Angestellte im Betrieb ihres Ehemannes gearbeitet. In dessen Wohn- und Geschäftshaus hatte die Polizei am Dienstagvormittag ihre Leiche in einem Gästezimmer gefunden.
Nach Angaben der Ermittler wurde die Frau mit einer Pistole, Kaliber 22, erschossen. Eine solche Waffe wurde am Tatort in Eger sichergestellt worden. Der 39-Jährige habe keine Erlaubnis für eine Schusswaffe besessen, betonte Fertig. Wie der Würzburger Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager erklärte, wurde mindestens einer der Söhne ebenfalls per Schusswaffe getötet. Auch bei dem 39-jährigen Mann sei eine Schusswunde entdeckt worden. Die genauen Todesumstände müsse aber eine Obduktion klären. Mit einem Ergebnis rechnet die Polizei noch für den (heutigen) Mittwoch.
Den Ermittlungen zufolge hatte der 39-Jährige seine beiden Kinder am Montagvormittag vom Kindergarten abgeholt - unter dem Vorwand, dass die Großmutter erkrankt sei. Warum er anschließend mit ihnen nach Eger in Tschechien fuhr, sei noch unklar, sagte Fertig. Eine Beziehung des aus Unterfranken stammenden Mannes zu Tschechien sei nicht bekannt. Er habe den Aufenthalt in der Pension auch nicht im Voraus gebucht und sei dort auch nicht bekannt gewesen.
Er und seine Kinder seien dort die einzigen Gäste gewesen. Eine Angestellte habe die beiden Söhne am Montag gegen 22.00 Uhr noch lebend im Hausflur gesehen. Sie hätten Fußball gespielt, berichtete Polizeipräsidentin Liliane Matthes.