Unter dem Begriff einer Lichtallergie fassen Mediziner mehrere Überempfindlichkeits- Reaktionen der Haut zusammen, die durch Licht oft in Verbindung mit anderen Faktoren ausgelöst werden. In sehr seltenen Fällen litten betroffene Menschen sogar unter einer Art Nesselsucht, bei der die Haut bei Sonnenbestrahlung anschwelle, als wären sie in Brennnesseln gefallen, sagte Professor Johannes Ring von der Klinik der Technischen Universität München. Die Ehefrau von Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, Hannelore Kohl, litt seit mehreren Jahren an einer schmerzhaften Lichtallergie und beging am Donnerstag Selbstmord.
Die Hautreaktionen werden nach den Worten Rings, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie ist, meist durch die nicht sichtbaren UV-Strahlen der Sonne ausgelöst. Die bekannteste Lichtallergie ist nach seinen Angaben die polymorphe Lichtdermatose, bei der Betroffene vor allem bei ersten stärkeren Sonnenstrahlen im Frühjahr Ausschläge bekämen. Diese Erscheinung lasse meist im Laufe des Sommers nach. Untersuchungen unter Studenten in den USA hätten ergeben, dass dort etwa 10 bis 20 Prozent der Menschen davon betroffen seien.
Penizillin-Behandlung löste Allergie aus
Die schwerwiegendere Erscheinung der photoallergischen Ekzeme betreffe dagegen vermutlich weniger als ein Prozent der Bevölkerung, womöglich liege der Anteil auch nur im Promillebereich, sagte Ring weiter. Meist ausgelöst durch weitere
Faktoren wie die Reaktion auf Kosmetika, Medikamente oder auch Nahrungsmittel litten die Betroffenen bei Sonneneinstrahlung an Hautekzemen. »Das kann ein ganz schlimmer Juckreiz sein«, sagte Ring. Mitunter könnten die Ekzeme auch sehr schmerzhaft sein.
Bei Hannelore Kohl hatte eine Penizillin-Behandlung die Allergie im Jahr 1993 ausgelöst. Das Internet-Gesundheitsportal »MedizInfo« listet bestimmte Pflanzen, Nahrungsmittel, Kosmetika und Medikamente wie Antibiotika, Desinfektionsmittel oder Rheumamittel als mögliche Auslöser einer Lichtallergie auf. Die Beschwerden seien dann Folge einer toxischen Schädigung, die bei Lichteinfall im Zusammenhang mit diesen Substanzen auftrete. Im schlimmsten Fall könne es bei den Betroffenen als allergische Reaktion zu einem Versagen des Herz-Kreislauf-Systems kommen.
Die seltenste Form der Lichtallergie ist nach Rings Worten die so genannte »Sonnen-Urtikaria«. Dabei bekämen Betroffene eine akute Nesselsucht, die Haut schwelle bei Sonnenbestrahlung an. Diese Form der Lichtallergie, die allerdings sehr selten sei, könne durchaus lebensbedrohend werden. Der Auslöser dieser Form sei noch unklar. »Es gibt noch viel Forschungsbedarf«, sagte Ring.