Kultusminister Neue Rechtschreibung zum 1. August verbindlich

Die unstrittigen Teile der Rechtschreibreform treten nach dem Beschluss der Kultusminister zum 1. August in Kraft. In Streitfällen hingegen, soll weiterhin "Toleranz geübt" werden.

Die Wächter der deutschen Sprache stehen am Freitag in Mannheim vor ihrer entscheidenden Nagelprobe. Dann will der Rat für deutsche Rechtschreibung seine Änderungsvorschläge zur Getrennt- und Zusammenschreibung beschließen. Sollte das gelingen, wäre der am heftigsten umstrittene Teil der Rechtschreibreform vom Eis. Die Kultusminister der Länder machten dafür am Donnerstagabend bei ihrem Treffen in Quedlinburg die Tür weit auf.

So sollen die Lehrer in allen Rechtschreib-Streitfällen, bei denen in nächster Zeit noch vom Rat Empfehlungen zu erwarten sind, weiter "Toleranz" üben und abweichende Schreibweisen in Schülerarbeiten nicht als Fehler werten. Nur die unstrittigen Teile der seit Jahren hart umkämpften Reform sollen wie geplant zum 1. August in Kraft treten. Die absehbaren Änderungen der Reform sollen danach möglichst reibungslos in das neue Regelwerk eingebaut werden.

Devise: "Ruhe bewahren"

Dabei steht der Rat, in dem inzwischen auch die Reformgegner mitarbeiten, gewaltig unter Druck. Wird kein Kompromiss erreicht, steht die gesamte Arbeit des Rates in Frage. Das Ziel, den Rechtschreibfrieden wieder herzustellen, wäre in weite Ferne gerückt. Doch sein Vorsitzender, der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) hat die Devise ausgegeben: "Ruhe bewahren" - auch wenn dem Gremium angesichts seines noch großen Beratungsbedarfes die Zeit durch die Finger rinnt.

Neben dem Komplex der Getrennt- und Zusammenschreibung wollen die Experten Änderungen zur Silbentrennung und auch der Zeichensetzung vorlegen. Später wollen sie sich auch besonders strittige Fälle bei der Eindeutschung von Fremdwörtern vorlegen.

Abstimmung über Trennung und Zeichensetzung

Bei der bislang für den 1. Juli geplanten letzten Ratssitzung soll eine Beschlussvorlage beim Thema Silbentrennung und Zeichensetzung zur Abstimmung kommen. Um doch noch alle strittigen Fälle abzuhandeln, werden voraussichtlich weitere Termine festgelegt. Bis zu den jeweiligen Ratssitzungen bereiten kleine, siebenköpfige Arbeitsgruppen mit Vertretern aller Interessengruppen die Themen vor.

Bei der Getrennt- und Zusammenschreibung will der Rat unter anderem vorschlagen, Verben wie heilig sprechen und fertig machen nicht mehr getrennt sondern wieder zusammen zu schreiben.

Sollten sich die Experten aus dem deutschsprachigen Raum auf eine gemeinsame Linie einigen, werden die Beschlüsse Verbänden aus Schulen und Behörden zur Anhörung vorgelegt. Die Kultusministerkonferenz hat dann im Verbund mit Österreich und der Schweiz das letzte Wort.

Sprachwissenschaftler aus drei Ländern

Der nach heftiger Kritik an der Rechtschreibreform von der KMK initiierte Rat für deutsche Rechtschreibung hatte sich Ende vergangenen Jahres konstituiert. Er setzt sich aus Sprachwissenschaftlern, Vertretern von Verlagen, Schriftsteller- und Journalistenverbänden, Lehrerorganisationen sowie des Bundeselternrates zusammen.

18 Mitglieder der Runde kommen aus Deutschland, je 9 aus Österreich und der Schweiz sowie je ein Vertreter aus Liechtenstein und Bozen-Südtirol. Beschlüsse können nur mit einer Zwei-Drittel- Mehrheit gefällt werden.

DPA
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