Unglück in Marsberg Schützenkönig stirbt bei Schützenfest - Fassungslosigkeit im Sauerland

Am Tor zum Gelände der Schützenhalle in Marsberg im Sauerland sind zwei gekreuzte, weiße Rosen befestigt.
Am Tor zum Gelände der Schützenhalle in Marsberg im Sauerland sind zwei gekreuzte Rosen befestigt.
© Bernd Thissen/DPA
Drei Tage lang wollten die Menschen in Marsberg im Sauerland das Schützenfest feiern. Doch das traditionelle Eröffnungsritual endet in einem Drama: Ein Kanonenrohr platzt und verletzt den Schützenkönig tödlich. Wie konnte das passieren?

Das Schützenfest gilt in in Marsberg als das größte Fest des Jahres, ein Highlight in dem 20.000-Einwohner-Ort im Sauerland. Wochenlang freuen sich die Menschen darauf. Traditionell wird die Feier um 12 Uhr mit Salutschüssen aus einer historische Kanone eröffnet, so auch am vergangenen Wochenende. Doch was dann passiert, können viele auch Tage später noch immer nicht fassen: Es knallt, das gusseiserne Kanonenrohr platzt, ein Metallteil fliegt heraus - und trifft ausgerechnet den 30-jährigen Schützenkönig in den Bauch. Er stirbt.

In Marsberg fällt es schwer, dieses Unglück zu begreifen . "Wir sind alle im Schockzustand. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", sagt Schützenoberst Michael Martin. Der 51-jährige Chef des Schützenvereins sitzt zu Hause, viele Bekannte und Freunde sind da, die jetzt eigentlich ausgelassen tanzen und trinken wollten. Das dreitägige Schützenfest ist abgesagt. "Marsberg ist ruhig, Marsberg ist tot", sagt Martin.

Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Tötung

Rückblick: Es sind fast 30 Grad, als sich der König, seine Königin und ihr Hofstaat kurz vor Mittag auf dem Schützenberg hoch oben über der Stadt treffen. Die etwa 30 Schützen und ihre Frauen sind noch nicht in voller Uniform und Festkleid, nur die Männer haben ihre Schützenkappen auf. Es wird trotz der Wärme noch kein Bier getrunken. Erst die Ansprache, dann die Salutschüsse. So will es die Tradition der Schützenbruderschaft St. Magnus, die es seit 1843 gibt.

Was dann genau geschieht, ermittelt nun die Polizei. Es geht um den Verdacht der fahrlässigen Tötung. Die beiden kleinen, gusseisernen Kanonen standen auf Holzgestellen vor der Schützenhalle, wo bei gutem Wetter getanzt wird. Die Schießrohre waren gen Innenstadt gerichtet. Gezündet wurden die Kanonen nach ersten Erkenntnissen von Mitgliedern eines anderen Vereins.

"Hätte noch schlimmer kommen können"

Der Schützenkönig stand nach Angaben des Polizeisprechers Ludger Rath in einer Gruppe mit drei, vier Leuten zusammen. Doch nur er wird von dem Metallteil getroffen. Das Kanonenteil fliegt dann noch durch ein Fenster der Schützenhalle. Oberst Martin sagt: "Es hätte jeden treffen können." Polizeisprecher Rath fügt hinzu: "Es hätte noch schlimmer kommen können."

Kurz nach dem Unfall treffen Notarzt und Polizei ein. Der 30-Jährige wird in das nahe gelegene Krankenhaus gebracht. Für die zurückgebliebenen Freunde und Bekannten beginnt nun das Bangen. "Wir haben alle da rumgesessen und gewartet", erzählt der Schützenchef und bringt kaum mehr einen Ton heraus.

Trauernde strömen in die Kirche

Nach über zwei Stunden kommt die traurige Gewissheit: Der König ist tot. Viele fragen sich nun: Wie konnte das passieren? Die Polizei will Zeugen vernehmen, doch fast alle sind noch unter Schock. Ein Seelsorger und ein psychologisch geschultes Notfallteam kümmern sich um weinende Menschen. "Sie müssen sich auch in der Lage fühlen, mit uns darüber zu sprechen", sagte Rath. Nun werden die Kanonen untersucht. Waren diese in schlechtem Zustand? Oder war aus Versehen zu viel Schießpulver drin, wie manche vermuten.

Vor dem vergitterten und zugeketteten Eingang der Schützenhalle stehen Trauerkerzen, liegen Blumen und zusammengebundene Schlagzeugstöcke. Am Sonntagmorgen treffen sich die Marsberger zum Trauern in der Kirche. Nicht nur die Marsberger: Es kommen Menschen aus den Nachbarorten, befreundete Schützen, die Stadtspitze, Vertreter der Kirchen. Die große Kirche ist fast zu klein. Es sollte eigentlich das traditionelle Schützenhochamt sein. Für Marsberg ist es ein historischer Tiefpunkt.

kis/DPA

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