An einer Gesamtschule in Neuss sollen sich vier Oberstufen-Schüler als Scharia-Polizei aufgespielt haben. Das berichten mehrere Medien unter Berufung auf die "Rheinische Post". Demnach sollen sich die Schüler für strenge islamistische Regeln ausgesprochen und andere muslimische Mitschüler extrem unter Druck gesetzt haben – ähnlich der islamischen Religionspolizei, die in Ländern wie dem Iran strenge Verhaltensvorschriften durchsetzt. Die Schüler sollen unter anderem gefordert haben, dass sich alle Frauen an der Schule bedecken und dass eine strikte Geschlechtertrennung eingeführt wird. Auch Gebetsräume und Folter sollen die vier jungen Männer befürwortet haben.
Schule in Neuss informiert die Polizei
Ihre Ansichten haben die Schüler laut der "Bild" auch über Klassenchats verbreitet. Einem Lehrer sollen sie außerdem gesagt haben, dass sie die Demokratie ablehnen. Nach Informationen der "Rheinischen Post" hatte die Schule bereits im Dezember die Polizei hinzugezogen. Die Beamten schalteten wiederum den Staatsschutz ein, der die Schüler sowie deren Eltern überprüfte. Es seien jedoch keine strafrechtlich relevanten Handlungen festgestellt worden. Die Schule wolle sich mittels Workshops mit den Vorkommnissen beschäftigen.
Herbert Reul, Innenminister von Nordrhein-Westfalen (CDU) sagte der "Rheinischen Post", man dürfe "nicht zulassen, dass unsere Jüngsten durch Propaganda in die Hände von extremistischen Gruppen gelangen. Wir müssen junge Menschen als Gesellschaft besser mitnehmen, mehr in den Austausch gehen und ihnen Alternativen aufzeigen." Im Juni vergangenen Jahres sorgte ein ähnlicher Fall für Aufsehen: Am Bonner Nicolas-Cusanus-Gymnasium drangsalierten strenggläubige muslimische Schüler ihre Mitschüler, insbesondere muslimische Mitschülerinnen und christliche Jugendliche.
Klaus Köter, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) in Nordrhein-Westfalen, stufte das aktuelle Ereignis zwar als Einzelfall ein, allerdings beobachte der Verband schon länger, dass zunehmend konservative Islam-Werte in die Schulen getragen werden. Es sei ein deutlicher Trend, unter den muslimischen Schülern, "sich stärker religiös zu verhalten", sagte Köter der "Rheinischen Post". Und weiter: "Gerade aus gemäßigteren und liberalen muslimischen Familien werden die Kinder plötzlich konservativer."
"Schule als Ort der Qual": Alltag einer Gewaltpädagogin an einer Hamburger Schule

Quellen: "Bild", "Focus", "Rheinische Post" (I), "Rheinische Post" (II)