Prozess Der Fall Julia

Sechs Monate dauerte der Indizienprozess um den Mord an der achtjährigen Julia aus dem hessischen Biebertal. Eine Chronologie der Ereignisse.

Sechs Monate dauerte der Indizienprozess um den Mord an der achtjährigen Julia aus dem hessischen Biebertal. Eine Chronologie der Ereignisse:

29. Juni 2001

- Julia wird gegen 18.00 Uhr zum letzten Mal in der Nähe eines Spielplatzes in Biebertal gesehen. Um 22.40 Uhr melden die Eltern ihr Kind als vermisst.

1. Juli

- Julias Eltern appellieren an einen möglichen Entführer, ihre Tochter freizulassen.

3. Juli

- In der Nacht wird in einem Wald knapp 80 Kilometer von Julias Heimatort entfernt unter einem verbrannten Holzstoß eine verkohlte Leiche entdeckt. Es handelt es sich um ein sieben bis neun Jahre altes Mädchen.

5. Juli

- Die Polizei gibt das Ergebnis einer DNA-Analyse bekannt: Bei der Leiche handelt es sich um Julia.

11. Juli

- Julia wird in ihrem Heimatort beigesetzt.

6. August

- Ein Nachbar der Familie erleidet bei einer Benzin- Verpuffung in seinem Keller schwere Verbrennungen. Auch die Soko "Julia" wird eingeschaltet. Haus und Garten werden durchsucht.

7. August

- Die Polizei stellt am Originalschauplatz die Verbrennung Julias nach, um weitere Aufschlüsse über den Tatablauf zu gewinnen.

10. August

- Ermittler geben bekannt, dass der Nachbar Thorsten V. in der Nähe des Leichenfundorts geblitzt wurde. Die Radarkamera erfasste den Wagen des Mannes am späten Abend des 3. Juli, kurz bevor der brennende Holzstapel mit der Mädchenleiche entdeckt wurde.

20. August

- Der Nachbar ist nach Einschätzung der Fahnder so gut wie überführt. Ermittler legen weitere Beweise gegen ihn vor. Der Verdächtige ist nicht vernehmungsfähig.

21. September

- Rund sechs Wochen nach der Explosion erwacht Thorsten V. aus dem Koma. Gegen ihn wird Haftbefehl wegen des Verdachts des Mordes und des sexuellen Missbrauchs erlassen.

15. Oktober

- Der Verdächtige wird aus einer Spezialklinik in eine Haftanstalt verlegt. Bei Vernehmungen verweigert er die Aussage.

20. März 2002

- Die Gießener Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Mordes, versuchter sexueller Misshandlung und Brandstiftung.

5. August

- Nach einem Gutachten eines Gerichtspsychiaters ist Thorsten V. uneingeschränkt verhandlungsfähig.

7. August

- Einem Prozess steht nach einem medizinischen Gutachten nichts mehr im Weg. Der Angeklagte kann nach Ansicht eines Chirurgen in einem speziellen Rollstuhl einer Verhandlung bis zu drei Stunden pro Tag folgen.

6. November

- Der Prozess gegen den Angeklagten beginnt vor dem Landgericht Gießen. Zum Auftakt der Verhandlung streitet der Familienvater alle Anklagepunkte ab. Während des mehr als sechs Monate dauernden Indizienprozesses schweigt er zu den Tatvorwürfen.

25. April 2003

- Die Strafkammer stellt den Anklagepunkt der schweren Brandstiftung ein. Das zu erwartende Strafmaß fällt nach Ansicht des Gerichts im Vergleich zu den anderen Tatvorwürfen nicht ins Gewicht.

29. April

- Die Staatsanwaltschaft fordert in ihrem Plädoyer eine lebenslange Haftstrafe. Die Nebenklage schließt sich an.

13. Mai

- Die Verteidigung plädiert auf Freispruch aus Mangel an Beweisen.

20. Mai

- Thorsten V. wird wegen Mordes und sexuellen Missbrauchs an Julia schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt.

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