"Haussklavin-Prozess" Ehepaar legt Teilgeständnis ab

Der Verdacht ist ungeheuerlich: Rund neun Monate soll ein Ehepaar eine junge Frau als Haussklavin gehalten und misshandelt haben. Die beiden Angeklagten legten jetzt ein Teilgeständnis ab.

Im sogenannten Haussklavin-Prozess hat das angeklagte Ehepaar ein Teilgeständnis abgelegt. Der 51 Jahre alte Mann und seine 46-jährige Ehefrau aus Haßmersheim in Baden-Württemberg gaben am Montag vor dem Landgericht Mosbach zu, eine junge Frau monatelang gegen deren Willen festgehalten zu haben. Der Mann räumte ein, die 21-Jährige geschlagen zu haben. Die ihm zur Last gelegte sexuelle Nötigung stritt er aber ab. Er bedaure sein Verhalten sehr, sagte er.

Die Frau erklärte: "Es tut mir unendlich leid, dass ich nicht die Courage hatte, ihr zu helfen." Sie habe nicht gewagt, sich gegen ihren Mann zu stellen, auch aus Angst vor Schlägen. Die beiden sitzen seit der Flucht ihres mutmaßlichen Opfers Anfang Juni in Untersuchungshaft.

Die junge Frau - eine Internetbekanntschaft des Sohnes - war im März 2010 freiwillig zu der Familie gezogen. Spätestens im September habe das Paar dann den Beschluss gefasst, sie so einzuschüchtern, dass sie nicht fliehen würde, sagte die Staatsanwältin zu Beginn des Prozesses. Der Angeklagte habe seine sadistischen Neigungen an der heute 21-Jährigen ausleben können.

Paar ist bereits vorbestraft

Laut Anklage durfte die junge Frau, die als Nebenklägerin vor Gericht erschien, das Haus nur in Begleitung von Familienmitgliedern verlassen. Nachbarn berichteten, die junge Frau habe einen ungepflegten und traurigen Eindruck gemacht, sagte ein Polizeibeamter im Prozess. Im Juni schließlich gelang ihr die Flucht. Die Ermittlungen gegen den 15-jährigen Sohn der Familie wurden eingestellt, da gegen ihn laut Staatsanwaltschaft kein ausreichender Verdacht bestehe.

Das Paar war bereits 2002 wegen der Misshandlung einer Verwandten vom Landgericht Heidelberg verurteilt worden. Beide hatten demnach die damals minderjährige Schwester der Frau mehrfach schwer mit einer Eisenstange und einer Kette verletzt. Der Mann bekam viereinhalb Jahre Haft, die Frau eine zweijährige Bewährungsstrafe.

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vim/DPA

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