Die Staatsanwaltschaft wirft dem 47-Jährigen vor, Chef einer Bande gewesen zu sein, die sechs Mädchen entführte, missbrauchte, gefangen hielt und vier von ihnen ermordete. Angeklagt ist er zudem wegen Ermordung seines mutmaßlichen Komplizen Bernard Weinstein, Vergewaltigung dreier Slowakinnen und Drogenhandels. Dutrouxs Anwälte planen, ihren Mandanten lediglich als Teil eines größeren Pädophilenrings darzustellen. Dutroux wird sich voraussichtlich in einigen Punkten der Anklage schuldig erklären.
Spekulationen über einflussreiche Hintermänner
Dutroux soll die Kinder Julie, Melissa, An und Eefje 1995 entführt, vergewaltigt und ermordet haben. Sabine und Laetitia konnten im August 1996 nach bis zu 69 Tagen Gefangenschaft aus einem Kellerversteck in Dutrouxs Haus befreit werden. Mitangeklagt sind Dutrouxs damalige Frau Michelle Martin, sein mutmaßlicher Komplize Michel Lelievre sowie der Brüsseler Geschäftsmann Michel Nihoult.
Zu dem Prozess werden 450 Zeugen und mehr als 1.000 Journalisten erwartet. Der Fall hat das Vertrauen der Belgier in ihr Justizsystem erschüttert und zu Ministerrücktritten geführt. Bereits bei seinem bekannt werden 1996 hatte der Fall eine Welle der Trauer und Empörung hervorgerufen, die in einem „Weißen Marsch“ mit 300.000 Teilnehmern ihren Höhepunkt fand. Pannen bei der Fahndung und die fast acht Jahre lange Vorbereitung der Anklage haben immer wieder zu Vorwürfen von Vertuschung und Schlamperei geführt und nährten Spekulationen über einflussreiche Hintermänner.