Entführungsfall Cleveland Amerika feiert Amanda Berrys Retter

  • von Frank Siering
Charles Ramsey befreite Amanda Berry aus ihrer zehnjährigen Gefangenschaft. Wenige Stunden später gab der Nachbar der Kidnapper ein spontanes TV-Interview.

Es war das erste TV-Interview in seinem Leben. Vielleicht wirkte Charles Ramsey deshalb auch so ehrlich und so gar nicht abgeklärt, als er dem Reporter von WEWS-TV in Cleveland ins Mikrofon erzählte, wie er Amanda Berry aus dem Haus ihrer Kidnapper befreite.

Eine Heldentat, die sich innerhalb weniger Minuten weltweit ausbreitete. Ariel Castro, 52, hatte Berry, Gina DeJesus, 23, und Michelle Knight, 32, vor zehn Jahren gekidnappt. Die Polizei nahm ihn und seine beiden Brüder jetzt fest.

Ramsey war Nachbar von Castro. Die Küchenhilfe kam gerade von der Arbeit nach Hause, als er Schreie hörte. Im Interview mit dem Sender WEWS beschreibt der Afroamerikaner mit Zahnlücke, strubbeligem Haar und weißem T-Shirt ohne Umschweife und geradeheraus seine Heldentat.

"Du musst schon echt dicke Eier haben"

"Ich hörte jemanden schreien. Ich aß mein McDonald's-Essen. Dann ging ich raus und sah das Mädchen, dass wie verrückt versuchte, aus dem Haus zu kommen", so Ramsey.

Und weiter: "Bruder, ich wusste, dass was nicht stimmen kann, als ich das hübsche weiße Mädchen sah, das da direkt in die Arme von einem schwarzen Mann lief."

Die Netzgemeinde ist so begeistert von der humorvollen und so gar nicht politisch korrekten Darstellung der Szene vor dem Haus der Kidnapper, dass das TV-Interview sofort viral durch die Decke schoss.

Und Ramsey war noch längst nicht fertig mit seinem Testimonial: "Du musst schon echt dicke Eier haben, um so etwas durchzuziehen, weil wir diesen Typen jeden Tag sehen. Ich meine jeden Tag." Ramsey bestätigte, dass Castro eher den Eindruck eines echten Langweilers auf die Nachbarn machte. "Der Typ war in keinster Weise irgendwie aufregend, na ja, bis jetzt."

Showkonzepte für den Helden von Ohio?

Ramseys Auftritt fasziniert jetzt sogar Hollywood: Schauspielerin Valerie Bertinelli twitterte: "Ich glaub, ich habe mich gerade verliebt, Charles Ramsey #Cleveland #Hero." Und Komiker Patton Oswalt fügte im Netz hinzu: "Lieber Charles Ramsey: Ich bin kein kleines hübsches weißes Mädchen, aber ich will auch in ihre schwarzen Arme rennen."

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Sogar die von Ramsey im Interview genannte McDonald's Corporation schloss sich den Lobeshymnen an. "Super gemacht, Charles Ramsey - wir werden uns melden." Auch diverse Reality-Produzenten sollen den "Ohio-Helden" schon kontaktiert haben, um ein mögliches Showkonzept mit ihm zu diskutieren.

Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der illustre Interview-Partner in diversen Talk Shows auftaucht und von einem Manager vertreten wird. Auch wenn sein guter Freund Chris Hodgson, ein Restaurant-Besitzer, glaubt, dass die Aufmerksamkeit, die Ramsey derzeit erhält, ihn nicht verändern wird. "Er ist ein ganz normaler Typ. Er ist immer ganz ruhig, selbst, wenn die Welt um ihn herum zusammenbricht", so Hodgson.

Ramsey selbst freut sich jetzt erst einmal darüber, dass die drei jungen Frauen gerettet werden können. Über seinen neu gewonnenen Ruhm - auf YouTube ist er längst ein Renner - macht er sich derzeit keine großen Gedanken. "Ich kann es alles noch gar nicht glauben. Ich hab mit dem Typen zusammen gegrillt, und jetzt sowas. Das ist einfach unfassbar."

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