Fast fünf Jahre ist es her, dass der damals 17-jährige Tim K. in Winnenden und Wendlingen 15 Menschen erschossen und sich selbst getötet hat. Nun hat die Stadt Winnenden angekündigt, die Eltern des Amokläufers auf Schadenersatz zu verklagen. Es geht um insgesamt 9,4 Millionen Euro, an denen sie sich beteiligen sollen. Bisher seien sie dazu in keiner Weise bereit gewesen, teilte die Stadt am Dienstagabend mit.
Die Stadt und die Unfallkasse Baden-Württemberg seien den Eltern demnach "sehr weit" entgegengekommen. Auch die Haftpflichtversicherung des Vaters habe signalisiert, an einer einvernehmlichen Beilegung mitzuwirken. "Doch die Eltern haben die Chance, auch für sich selbst einen Schlussstrich zumindest unter die finanziellen Folgen der Tat zu ziehen, ungenutzt gelassen". Die Stadt sieht die Eltern in der Pflicht, weil der Vater seine Waffe nicht sicher verwahrt und damit gegen das Waffengesetz verstoßen hatte. Außerdem hätten er und die Mutter ihre Aufsichtspflicht gegenüber dem psychisch labilen Sohn verletzt.
Am 11. März 2009 hatte Tim K. mit der Pistole seines Vaters ein Blutbad an seiner Schule und in der Umgebung angerichtet. Unter anderem will die Stadt mit der Klage Schäden an dem Schulgebäude geltend machen, in dem der Amoklauf begann. Die Schüler wurden danach vorübergehend in Containern unterrichtet.
Angehörige einigen sich mit Versicherung
Während die Stadt noch um Schadensersatz ringt, konnten sich die Angehörigen der Opfer hingegen mit der Versicherung einigen. Lange hatten sie um eine Entschädigung gekämpft. Nun sollen ihnen insgesamt zwei Millionen Euro gezahlt werden, teilte eine Sprecherin der Haftpflichtversicherung des Vaters von Tim K. mit. "Wir sind zuversichtlich, alle Gelder in Kürze auszahlen zu können." Es gebe rund 50 Anspruchsteller aus dem Kreis der Opfer und ihrer Angehörigen.