YouTube-Star Chrissy Chambers Ihr Ex stellte Rachepornos ins Netz – doch diese Frau wusste sich zu wehren

Auf ihrem YouTube-Channel "BriaAndChrissy" spricht Chambers über die schwere Zeit nach dem Entdecken der Videos
Auf ihrem YouTube-Channel "BriaAndChrissy" spricht Chambers über die schwere Zeit nach dem Entdecken der Videos
© YouTube BriaAndChrissy/Screenshot
Chrissy Chambers wurde heimlich beim Sex gefilmt, die Aufnahmen landeten im Netz. Seitdem kämpft die US-Amerikanerin für Gerechtigkeit. Die Geschichte einer tapferen Frau. 

Auf Fotos blickt Chrissy Chambers immer in die Kamera. Ihr Blick ist stechend, er hat etwas Trotziges, so als würde sie ihrem imaginären Gegenüber sagen wollen: 'Hier bin ich. Ich lasse mich nicht unterkriegen. Ich will mich nicht verstecken.' Chrissy Chambers ist 26 Jahre alt und wurde Opfer eines Rachepornos.

Ihre Geschichte ist tragisch, aber auch wichtig. Tragisch, weil sie das Leben der jungen Frau beinahe zerstört hätte. Wichtig, weil die Geschichte auch jedem anderen Menschen widerfahren kann. Und Chambers für all diese Menschen ein Vorbild sein kann.

Der Mann, der das Leben der US-Amerikanerin zur Hölle machte, war sechs Jahre älter als sie. Chambers verliebte sich in ihn, da war sie gerade einmal 18 Jahre alt. Die beiden führten eine Fernbeziehung. Das Paar stritt jedoch immer häufiger. Die beiden trennten sich. Für Chambers war die Sache abgehakt.

Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: In der Beziehung hatte ihr Freund sie heimlich beim Sex gefilmt. So entstanden mehrere Clips. Nach der Trennung veröffentlichte er die Sex-Videos im Netz. Auf mehr als 30 Pornoseiten tauchten die intimen Videos plötzlich auf.

Albtraum Racheporno - Rufmord im Netz

Chambers, die zusammen mit ihrer Freundin den Youtube-Channel "BriaAndChrissy" führt, wusste davon zwei Jahre lang nichts. Doch eines Tages schrieb ihr ein Freund, dass Videos von ihr im Netz kursierten. Auf ihrem YouTube-Channel wurden plötzlich Links geteilt. Daneben standen Sätze wie: "Ihr denkt, Chrissy Chambers sei ein Vorbild? In Wahrheit ist sie eine Hure, schaut euch diese Videos an."

"Ich klickte auf den Link und mir wurde zum ersten Mal klar, was passiert war", sagt Chambers im Gespräch mit der BBC. "Ich brach zusammen und es fühlte sich so an, als wäre ich von einem Baseballschläger getroffen worden. Herauszufinden, dass diese Videos existierten, war, als würde meine Welt zusammenbrechen."

Chambers erkrankte an Depressionen, hatte Angstattacken und konnte nachts nicht mehr schlafen. Sie begann zu trinken. "Ich wurde zu einer Alkoholikern, mit 23 Jahren", sagt sie.

Wenn Menschen so etwas widerfährt wie der jungen US-Amerikanerin gibt es zwei Wege, damit umzugehen. Keiner davon ist einfach. Da wäre der naheliegende Weg: einigeln, Rückzug, Resignation. Chambers entschied sich für den kräftezehrenden Weg. Sie wollte gegen das Sex-Video im Netz vorgehen, ihren Ex zur Rechenschaft ziehen. Sie wollte Gerechtigkeit. Also startete sie eine Petition im Netz: "Protect Victims: #EndRevengePorn Now!" Und sie verklagte ihren Ex-Freund in Großbritannien, wo die Videos hochgeladen worden waren.

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Gerechtigkeit nach viereinhalb Jahren

Seit Oktober 2014 gibt es in Großbritannien ein Gesetz, das das Hochladen sogenannter "Rachepornos" unter Strafe stellt. Allerdings waren die Videos bereits vor dem neuen Gesetz hochgeladen worden, der neue Paragraph griff nicht.

Via Crowdfunding sammelte Chrissy Chambers das Geld für einen zivilen Prozess. Und gewann ihn in der vergangenen Woche – ein riesiger Erfolg nach viereinhalb Jahren Rechtsstreit. "Ich bekomme Schadensersatz von meinem Ex, und mir wurde das Copyright an den Videos zugesprochen." Das war ein wichtiger Schritt. Sollten die Videos noch einmal im Netz auftauchen, kann Chambers nun direkt auf die Betreiber der Websites zugehen und fordern, die Videos zu löschen. Andernfalls kann sie rechtliche Schritte gegen die Betreiber einleiten.

Anderen Betroffenen rät Chambers, nie den Glauben an sich selbst zu verlieren. "Es kann Gerechtigkeit geben. Ich habe endlich gelernt, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt. Gebt die Hoffnung nie auf."

ikr

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