Der Musikproduzent und Rapper Sean "Diddy" Combs sitzt am Anklage-Tisch und schüttelt vehement den Kopf, als eine Zeugin am Mittwoch berichtet, er habe sie sexuell missbraucht. Die zierliche Frau sagt unter dem Pseudonym "Mia" aus, um ihre Identität zu schützen. Lediglich dem Richter, den Anwälten, ihr selbst und den Geschworenen wird auf einem Bildschirm ihr Ausweis gezeigt. Niemand sonst darf das identifizierende Dokument sehen.
"Ist der Name auf diesem Dokument Ihr richtiger Name?", fragt die Staatsanwältin Madison Smyser die Zeugin.
"Ja", sagt Mia mit rauer, aber zaghafter Stimme.
"Ist das Geburtsdatum auf diesem Dokument Ihr richtiges Geburtsdatum?", fährt Smyser fort. Die Zeugin antwortet abermals mit Ja.
Mia war in ihren Zwanzigern, als sie anfing, für Diddy als eine seiner etlichen Assistenten zu arbeiten. Das war 2009. Das heißt, sie muss heute ungefähr Ende dreißig sein. Sie trägt ein helles Jackett über einer weißen Seidenbluse und hat blondiertes Haar mit markantem dunklen Haaransatz, der auffällt, weil sie beim Sprechen stets den Kopf gesenkt hält.
Die Gerichtszeichner dürfen ihr Gesicht nicht malen. "Ich war dankbar, als sie sich mit dem Taschentuch die Tränen abgewischt hat", flüstert die Gerichtszeichnerin Christine Cornell dem stern in der Mittagspause zu. Da hatte ich eine Geste, hinter der ich sie verstecken konnte."
Mia weint während ihrer Aussage. Sie versucht, es nicht zu tun, versucht, durch lange Pausen die Tränen zu unterdrücken. Aber die Tränen sind stärker, als sie die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe beschreibt.