In seiner schicken Pilotenuniform besuchte er Schulen und Kinderheime in Afrika. Brachte Spielzeug und Medikamente mit, freundete sich mit Eltern und Helfern an und nahm manche Kinder mit auf kleine Ausflüge. In Kaufhäuser, zu Festen - und in sein Hotel. 15 Mädchen haben bisher berichtet, dass der British-Airways-Pilot Simon Wood sie sexuell missbraucht habe. Polizei und Staatsanwaltschaft befürchten, dass die Zahl der Opfer noch steigen wird. Sie rechnen damit, dass der 54-Jährige im Laufe der letzten 15 Jahre mehrere hundert Kinder misshandelt hat.
16 Jahre arbeitete Simon Wood für British Airways. Oft meldete er sich freiwillig für bei den Kollegen unbeliebte Routen nach Afrika, flog regelmäßig nach Uganda. Seine Aufenthalte nutzte der Pilot, um in den Armenvierteln im benachbarten Kenia nach neuen Opfern Ausschau zu halten. Offiziell war er mit Wohltätigkeitsarbeit beschäftigt. In einem Interview mit der britischen Zeitung "Daily Mail" macht sich eine Mutter große Vorwürfe. Sie hatte ihre damals fünfjährige Tochter mit dem Piloten in sein Hotel gehen lassen. "Ich habe ihm hundertprozentig vertraut, er wirkte so gut und freundlich. Ich habe ihm alles anvertraut, selbst meine Tochter." Das Mädchen ist inzwischen 14 Jahre alt und hat vor lauter Scham über den Missbrauch versucht, sich umzubringen.
British Airways droht Prozess
Erst in diesem Sommer wurde Simon Wood verhaftet und sollte sich vor Gericht wegen mehrerer Sexualdelikte verantworten. Doch nach den ersten Verhandlungstagen nahm er sich das Leben. Laut seiner Anwältin leugnete er die Taten bis zu seinem Tod und wollte trotz erdrückender Beweislage nicht von seiner Unschuldsbekundung abrücken.
British Airways hatte durch einen anonymen Brief von den Verbrechen erfahren und sofort die Polizei eingeschaltet. Die Fluggesellschaft zeigte sich geschockt. Wood hatte auf seinen Besuchen immer angegeben, im Auftrag eines British-Airways-Programms unterwegs zu sein. Wenn sich Mitarbeiter der Kinderheime über ihn beschwerten, beschuldigte Wood sie, die Kinder zu bestehlen. Alle vertrauten dem Piloten aus dem Westen in seiner schicken Uniform, der so oft zu Besuch kam. Den Mitarbeitern aus dem Waisenhaus glaubte niemand, sie wurden wegen Woods Aussage verhaftet.
Die Missbrauchsopfer wollen nun British Airways auf Schadenersatz verklagen, da die Fluggesellschaft die Verbrechen ihres Mitarbeiters nicht verhindert habe. Denn Wood wurde bereits im Jahr 2000 wegen Missbrauch eines Kindes verhaftet. Für eine Verurteilung gab es damals nicht genügend Beweise. Er wurde wieder auf freien Fuß gesetzt und arbeitete weiter als Pilot für British Airways. Auch seine sogenannte Wohltätigkeitsarbeit durfte er fortführen.