Im Prozess gegen den wegen Mordes angeklagten südafrikanischen Sprintstar Oscar Pistorius ist ein neuer Chefermittler ernannt worden. Das sagte Polizeichefin Mangwashi Phiyega am Donnerstag, nachdem bekannt worden war, dass der bisherige leitende Ermittler Hilton Botha selbst des versuchten Mordes in sieben Fällen verdächtig ist.
Pistorius hatte seine Freundin Reeva Steenkamp am Valentinstag in seinem Haus erschossen. Er beteuert, dass es ein tragisches Versehen war und er sie für einen Einbrecher gehalten habe. Das Drama um den 26-jährigen Athleten, der mit spektakulären Sprints auf Beinprothesen zum Star wurde, sorgt seit Tagen weltweit für Aufsehen.
Bei den Ermittlungen gegen den bisherigen Chefermittler geht es um einen Vorfall im Jahr 2009, als Botha und andere Polizisten auf einen Kleinbus mit sieben Insassen schossen, um ihn an der Weiterfahrt zu hindern. Es ging um die Suche nach Verdächtigen in einem Mordfall. Die Wiederaufnahme dieser Ermittlungen war erst am Donnerstag bekannt geworden.
Botha hatte sich außerdem von Pistorius' Anwalt, Barry Roux, während der Kautionsverhandlung gehörig aus dem Konzept bringen lassen und sich in Widersprüche verstrickt.
Kommt Pistorius auf Kaution frei?
Bei der Anhörung vor Gericht ging es darum, ob Pistorius auf Kaution freikommt. Die Staatsanwaltschaft ist strikt dagegen und fürchtet, der Sportler könne aus dem Land flüchten. Sollte das Gericht eine Freilassung auf Kaution ablehnen, dürfte Pistorius noch mindestens mehrere Monate in Gewahrsam bleiben, bis der eigentliche Prozess beginnt.
Die Anhörung wurde am Nachmittag auf Freitagmorgen vertagt. Die Sitzung hatte mit Verzögerung begonnen, weil Botha zunächst nicht erschien. Im Zeugenstand musste er dann einräumen, dass die Ermittlungen am Tatort "besser geführt hätten werden können". Die Verteidigung hatte unter anderem kritisiert, dass Botha keinen Schutz über den Schuhen getragen hatte, als er in der Mordnacht das Haus von Pistorius zur Spurensicherung betrat.
Vorerst zurücknehmen musste die Staatsanwaltschaft zudem ihre Angaben, es sei Testosteron im Haus von Pistorius gefunden worden. "Wir können nicht sagen, was es ist", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Erst die wissenschaftliche Analyse könne das klären. Pistorius' Verteidiger Roux hatte zuvor gesagt, bei dem zusammen mit Spritzen gefundenen Produkt handele es sich um ein "pflanzliches Heilmittel", das sein Mandant nehmen dürfe und genommen habe.