Der Oberste Gerichtshof der USA hat am Dienstag die Todesstrafe für minderjährige Mörder abgeschafft. Nach dem Urteil dürfen Jugendliche, die zur Tatzeit noch nicht 18 Jahre alt waren, nicht mehr zum Tode verurteilt werden. Die Entscheidung könnte auch mehr als 70 zum Tode verurteilte Mörder in US-Gefängnissen betreffen, die ihre Straftaten mit 16 oder 17 Jahren begangen haben.
Die Todesstrafe für minderjährige Mörder sei verfassungswidrig, urteilten die Richter. Die Entscheidung des Gerichts fiel mit nur fünf zu vier Stimmen denkbar knapp aus. Sie stellt einen Sieg für die Gegner der Todesstrafe dar. Die Menschenrechtsorganisation Amnnesty International sprach von einem Meilenstein auf dem Weg zu einer weltweiten Abschaffung von Hinrichtungen jugendlicher Straftäter.
Die Richter vollzogen mit ihrem Urteil eine Kehrtwende zu einer früheren Entscheidung: Vor 16 Jahren hatte der Oberste Gerichtshof argumentiert, die Hinrichtung jugendlicher Mörder sei vom verfassungsrechtlichen Verbot besonders grausamer Bestrafung nicht betroffen.
Nun schlossen sich die Richter den Argumenten der Gegner der Todesstrafe an. Diese hatten erklärt, sowohl vor der internationalen Weltgemeinschaft als auch innerhalb der US-Gesellschaft lasse sich die Hinrichtung minderjähriger Mörder nicht mehr rechtfertigen.
Eine solche Urteilspraxis müsse daher genauso verboten werden wie die Todesstrafe für geistig behinderte Mörder, die der Oberste Gerichtshof bereits 2002 für verfassungswidrig erklärt hatte. Der Gerichtshof habe der scharfen internationalen Kritik an der Todesstrafe für minderjährige Mörder Rechnung getragen, hieß es nun in der 25-seitigen Urteilsbegründung.