Neue Spur in einem der wohl mysteriösesten Kriminalfälle Norwegens: Im Fall der seit mehr als 300 Tagen verschwundenen Millionärsfrau Anne-Elisabeth Hagen veröffentlichten Ermittler das Bild eines Schuhsohlenabdrucks. Man gehe davon aus, dass der im Familienhaus der Hagens entdeckte Abdruck eines Freizeitschuhs in Größe 45 einem der Täter gehöre, sagte Ermittlungsleiter Tommy Brøske auf einer Pressekonferenz.
Nun sucht sie Polizei nach dem Käufer des Schuhs. Die Polizei befürchtet laut Brøske weiter, dass Hagen wahrscheinlich nicht mehr am Leben ist. "Die Haupthypothese der Polizei ändert sich nicht", sagte Brøske. Seit dem 8. Juli habe es keinen Kontakt mehr mit den mutmaßlichen Tätern gegeben. Damals wurde laut dem Sender NRK der Familie aber "klar und deutlich" mitgeteilt, dass Anne-Elisabeth Hagen am Leben sei. Die norwegische Zeitung "VG" berichtet, dass Familie Hagen mehrere Millionen Kronen an die mutmaßlichen Entführer gezahlt, aber kein Lebenszeichen erhalten hat. Die Kommunikation mit den mutmaßlichen Tätern verlief auf Norwegisch.
Rund 1500 Paare des Schuhs verkauft
Bei der Untersuchung des Schuhabdrucks wurden die norwegischen Ermittler von Experten aus Deutschland unterstützt. Diese konnten herausfinden, dass es sich um einen Schuh der Marke Sprox handelt, der in Norwegen und weiteren Ländern verkauft wird. Brøske listete konkret auf, wie häufig und in welchen norwegischen Städten das Schuhmodell verkauft wurde. Es soll rund 1500 Mal verkauft worden sein.
Laut Polizei habe man eine Übersicht über die Personen, die dieses Schuhmodell mit einer Bankkarte gekauft haben. "Vor diesem Hintergrund bitten wir Menschen, die diesen Schuhtyp in Norwegen in den Größen 44, 45 und 46 von August 2016 bis Mai 2019 gekauft und bar bezahlt haben, sich an die Polizei zu wenden", sagt Brøske.
Polizei: Hagen vermutlich getötet
Hagen war am 31. Oktober 2018 aus ihrem Familienhaus in Lørenskog bei Oslo verschwunden. Seitdem hat die Familie kein Lebenszeichen von der 69 Jahre alten Frau erhalten. Sie ist die Ehefrau des Investors Tom Hagen, der zu den 200 reichsten Menschen Norwegens zählt. Dennoch gibt die Familie die Hoffnung nicht auf, dass die Frau entgegen der Vermutungen der Polizei noch lebt. Familienanwalt Svein Holden hatte Anfang August mitgeteilt, man habe kürzlich erneut mit den mutmaßlichen Entführern kommuniziert.
Die Polizei war Anfang 2019 mit dem Fall an die Öffentlichkeit gegangen. Ihren Angaben zufolge wurde in dem Haus ein Schreiben mit einer Lösegeldforderung gefunden. Ende Juni änderten die Ermittler jedoch ihre Haupthypothese und erklärten, man gehe nun der Theorie nach, dass Hagen nicht wie bislang angenommen entführt, sondern vermutlich getötet und die Entführung nur vorgetäuscht worden sei.
Quellen: Nachrichtenagentur DPA; NRK (1), NRK (2), "VG" (1), "VG" (2)