Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will von Sonntagabend bis Dienstagnacht bundesweit über 50 Stunden praktisch den gesamten Bahn-Verkehr lahmlegen. Die Deutsche Bahn reagierte empört, Reisende äußerten zum Teil Verständnis.
Video 50 Stunden Bahnstreik: Reaktionen von Konzern und Reisenden

STORY: Millionen Reisende müssen sich im Tarifstreit bei der Bahn erneut auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will ab Sonntagabend 22.00 Uhr bis Dienstag um Mitternacht den Bahn-Verkehr lahmlegen. Es wäre der längste Warnstreik in dem bereits seit elf Wochen laufenden Tarifkonflikt. Die EVG begründet den Arbeitskampf mit den stockenden Gesprächen vor allem bei der Deutschen Bahn. Cosima Ingenschay, EVG-Tarifvorstand: "Wir sehen uns gezwungen, 50 Stunden zu streiken, weil es offensichtlich noch mal ganz deutlich werden muss, wie ernst es den Beschäftigten ist, wie ernst die Lage ist, wie stark zu niedrig die Gehälter sind." Gleichzeitig signalisierte die Gewerkschaft, dass der Streik mit einem verbesserten Angebot noch abgewendet werden könne. Die Deutsche Bahn warf der EVG hingegen vor, partout nicht verhandeln zu wollen. Martin Seiler, Bahn-Personalvorstand: "Dieser Streik ist letztlich unsinnig, weil wir als Deutsche Bahn haben bereits das höchste Angebot unserer Geschichte vorgelegt, nämlich zehn Prozent plus die volle Inflationsausgleichs-Prämie. Und wir sind jederzeit bereit, darüber zu verhandeln." Die Auswirkungen des Streiks würden auch den Güterverkehr hart treffen, warnte Seiler. Reisende in Köln blickten am Donnerstag unterschiedlich auf den bevorstehenden Arbeitskampf. O-ton Reisender Gisbert Herber-Busch: "Man muss ja streiken, wenn man sein Geld erhöhen will. Und dass alles wahnsinnig viel teurer geworden ist, das merkt ja jeder von uns." O-ton Reisende Brigitte Tholen: "Ich finde es nicht angebracht. Ich finde, die haben Forderungen, das passt nicht in unsere Zeit." O-ton Reisende Stefanie Edlauer: "ich finde es gut, wenn sie zumindest die Warnstreiks und diese Streiks machen außerhalb der Ferienzeiten, wo keine Familien betroffen sind, die da in Urlaub reisen, dafür viel Geld sparen. Dass sie kämpfen müssen, habe ich vollstes Verständnis." Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen und pocht auf zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr. Die Bahn will sich am Abschluss des öffentlichen Dienstes orientieren. Zuletzt kam der Staatskonzern der EVG bei der Verankerung des Mindestlohns in den Tariftabellen entgegen, die Gewerkschaft hält dies aber für unzureichend beziehungsweise unklar formuliert. Sie fürchtet, dass die Bahn die Lohnerhöhungen in den unteren Lohngruppen deckeln wolle.