Wer es sich nicht leisten kann, seine Wohnung zu heizen, muss sich an öffentlichen Orten aufwärmen.
Video Großbritannien: Steigende Kosten bringen viele Briten in Schwierigkeiten

STORY: Jeden Morgen an ihren freien Tagen zieht Mary Obomese ihren Wintermantel an und geht in eine Bücherei im Südosten von London. Dort verbringt sie zwei Stunden am Computer - und was noch wichtiger ist, dort hält sie sich warm. Die 52-Jährige, die als Gesundheitsassistentin im britischen National Health Service arbeitet, gehört zu denjenigen, die sich an sogenannte "Warm Banks" wenden. Orte, zu denen Menschen gehen können, die es sich nicht leisten können, ihre Heizung zu Hause aufzudrehen. Die Situation für sie, ihren Mann und ihre Kinder sei extrem schwierig, sagt Obomese: "Es gibt nichts, was wir sonst tun könnten, ja, also, es ist wirklich schwer zu sehen, wie sie sagen: 'Aber Mami, mir ist kalt, mir ist kalt.' Also schalten wir es für 30 Minuten ein, dann schalten wir es aus, dann schalten wir es für eine Stunde ein, dann schalten wir es aus, ja - so haben wir es gemacht. Aber es war nicht einfach. Seit Anfang dieses Jahres war es wirklich nicht einfach." Obomese, die in einer Sozialwohnung lebt und umgerechnet rund 1700 Euro verdient, ist die Hauptverdienerin in ihrer Familie. Ihr Mann arbeitet als freier Journalist, ihre Kinder gehen noch zur Schule. So wie sie kämpfen derzeit viele Menschen in Großbritannien, um ihren Alltag zu bewältigen. Der Krieg in der Ukraine hat die Erdgaspreise stark in die Höhe getrieben. Fast alles wird teurer. Die Inflationsrate in Großbritannien lag im November bei 10,7 Prozent. Amy Jackson, Bücherei-Leiterin: "Ich meine, es ist eine Schande, dass es in der heutigen Zeit überhaupt noch Aufwärmorte gibt, aber leider ist es so, und wir müssen einfach da sein, um alle zu unterstützen, die davon betroffen sind, von der Kostenkrise." Obomeses Familie gehört zu den vier Prozent der Briten, die laut einer im Dezember durchgeführten amtlichen Umfrage angaben, mit ihren Energierechnungen im Rückstand zu sein. Die Familie musste die Zahlungen für den letzten Monat aufschieben und befürchtet, dass sie dies auch in diesem Monat wieder tun muss. Dass jetzt auch noch Weihnachten kommt, ist für die 52-Jährige eher ein Problem als ein Grund zur Freude: "Erst heute Morgen habe ich mich mit meinem Mann darüber unterhalten, was dieses Jahr zu Weihnachten ansteht. Und meine Tochter hat am ersten Weihnachtstag auch noch Geburtstag. Gestern fragte sie mich also: 'Mama, was werden wir zu Weihnachten bekommen? Werden wir Pakete oder Geschenke bekommen?' Ich sagte: 'Das werden wir sehen. Die Woche ist noch nicht zu Ende, also werden wir sehen.' "