Normalerweise haben Mädchen wie Chiara Bordi bei prestigeträchtigen und oberflächlichen Preisverleihungen wie dem zur "Miss Italien" keine Chance, es weit zu bringen. Dabei hätte sie eigentlich beste Voraussetzungen, denn Bordi ist eine bildschöne Italienerin aus dem zentralitalienischen Tarquinia. Doch in einer Sache unterscheidet sie sich klar von ihren Konkurrentinnen: Sie hat ein deutlich sichtbares Handicap - ihr fehlt ein Bein. Umso bemerkenswerter, wie weit es die 18-Jährige in der Nacht zum Dienstag in dem Wettbewerb schaffte, nämlich bis ins Finale.
Bordi bekam ihr Bein mit 13 Jahren amputiert. Ein Verkehrsunfall zwang die Ärzte zu diesem Schritt. Seitdem trägt sie eine Beinprothese. Und trotzdem schaffte es die junge Frau, unter die letzten Drei der "Miss Italien"-Wahl zu kommen, sich gegen 31 Mitbewerberinnen durchzusetzen. Wie ihre Konkurrentinnen auch versteckte sie nichts und trat im Bikini an. Das hat vermutlich bei vielen Italienern eine Menge Eindruck hinterlassen. Tage vor der Wahl mobilisierte ihre Schwester Francesca die Bewohner ihrer Heimatstadt Tarquini. Hunderte gaben Bordi ihre Stimme via Telefon-Voting.
Italien: Hass, Häme und eine junge mutige Frau

Doch der Weg aufs Treppchen war gar nicht so einfach. Denn in den vergangenen Tagen ergoss sich in den sozialen Netzwerken eine höchst ungerechte Flut von Schmähungen und Anfeindungen über die zarte Frau. Bordi ließ sich davon aber nicht einschüchtern. "Mir fehlt ein Bein, aber Ihnen ein Herz und ein Hirn", entgegnete sie einem ihrer Hetzer, als der meinte, sie dürfe nur bei der "Miss-Italien"-Wahl mitmachen, weil sie "verkrüppelt" sei.
"Hinter all diesen Gemeinheiten verstecken sich Frustration und Unzufriedenheit", analysierte Bordi. Bei ihrer Teilnahme an dem Wettbewerb gehe es ihr nicht um den Sieg, "sondern darum der Welt zu zeigen, dass das Leben immer noch schön ist". Chiara, das hast du geschafft!
