Trauer im Miami Seaquarium: Der Vergnügungspark mit Meerestieren im US-Bundesstaat Florida blieb an diesem Samstag außerplanmäßig geschlossen. Grund ist die Trauer um das Orca-Weibchen Tokitae, auch Toki genannt.
Der Schwertwal, der auch unter dem Namen Lolita bekannt war, starb am Freitagnachmittag (Ortszeit), wie das Seaquarium bei dem Kurznachrichtendienst X, früher Twitter, mitteilte. In den vergangenen zwei Tagen habe Toki ernsthafte Zeichen von Unwohlsein gezeigt. Sie sei sofort medizinisch und mit den bestmöglichen Mitteln behandelt worden, dann aber verstorben.
Der Grund für ihren Tod sei vermutlich Nierenversagen, hieß es bei X weiter. Alle, die mit dem Tier zu tun gehabt haben, würden sich für immer an sein wunderbares Wesen erinnern. Der Schwertwal sei eine Inspiration für alle gewesen, die seine Geschichte kannten und besonders für die Nation der Lummi, die den Meeressäuger als Familienmitglied betrachtet hätten, hieß es in der Mitteilung.
Orca Toki sollte mit einem aufwändigen Verfahren zurück ins Meer gebracht werden
Die Lummi sind Indigene, die sich zusammen mit Tierschutzorganisationen dafür eingesetzt hatten, dass der Wal nach mehr als 50 Jahren Gefangenschaft wieder in die Freiheit entlassen werden sollte. Für dieses logistisch aufwändige Vorhaben liefen seit einiger Zeit die Planungen.
Seinen indigenen Namen Tokitae soll das Tier Medienberichten zufolge vor gut einem halben Jahrhundert von einem Veterinär erhalten haben. Übersetzt soll der Name "schöne Farben" oder "schöner Tag" bedeuten. In manchen Berichten und auch auf der Website des Miami Seaquariums wird der Wal aber auch noch Lolita genannt.

Berühmt wurde Toki oder Lolita als der älteste in Gefangenschaft lebende Schwertwal der Welt. Ihr Becken im Miami Seaquarium galt zudem als das kleinste Orca-Gehege in ganz Nordamerika.
Mehr als 50 Jahre war sie dort in Shows zu sehen und musste Kunststückchen vollführen – bis im Frühjahr dieses Jahres nach jahrelangem Druck von Befürwortern ihrer Befreiung der Entschluss bekannt gegeben wurde, sie binnen der kommenden eineinhalb bis zwei Jahre im Puget Sound, einer Bucht im Meer vor dem US-Bundesstaat Washington, auszuwildern. Washington ist auch die Heimat der Indigenen-Nation Lummi.
Das Vorhaben galt allerdings als riskant, da der Orca über eine lange Strecke transportiert werden musste und zudem nicht an die Freiheit gewöhnt war. Toki sollte sich zunächst in einem Gehege im Meer mit der neuen Umgebung vertraut machen, bevor man ihr die komplette Freiheit gewähren wollte.
Die Umsiedlung sollte mit 20 Millionen Dollar finanziert werden, die Jim Irsay, der Chef der Footballmannschaft Indianapolis Colts, dafür bereitstellen wollte.
Doch diese Pläne sind mit Tokis Tod jetzt hinfällig. Unter den Indigenen und den Tierschützern, die so lange für ihre Freiheit gekämpft hatten, herrscht jetzt vermutlich große Trauer.
Theoretisch hätte die Orca-Dame noch einige schöne Jahrzehnte im freien Meer leben können. Tokis Mutter soll um die 90 sein und heute noch in den Gewässern im Norden der USA leben, wo die Auswilderungsaktion hätte stattfinden sollen.
In jenen nordpazifischen Gewässern hatte man Toki 1970 eingefangen, um sie in dem Vergnügungspark vorzuführen. Damals war sie noch ein Schwertwal-Mädchen, etwa vier Jahre alt.
Quellen: Miami Seaquarium, "Der Spiegel", "Bild.de"
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