Nach dreitägigem Bangen sind am Sonntag alle sieben Seeleute des havarierten russischen Mini-U-Bootes mit ausländischer Hilfe gerettet worden. "Heute ist etwas Gutes passiert. Das intensive Bemühen, das U-Boot in 200 Metern Tiefe zu befreien, war erfolgreich", sagte der Kommandant der russischen Pazifikflotte, Viktor Fyodorow. "Unsere Kameraden haben die Ausstiegsluke selbst geöffnet."
Ein britisches Unterwasser-Fahrzeug hatte das U-Boot zuvor befreit, das sich am Donnerstag vor der Halbinsel Kamtschatka in Kabeln verfangen hatte. Bis zuletzt war unklar gewesen, wie lange der Sauerstoff an Bord reichen würde. Nach britischen Angaben hätte die Atemluft noch für etwa zwölf Stunden ausgereicht.
Die sieben geretteten Seeleute kamen am Sonntagnachmittag per Schiff im Hafen Petropawlowsk an und gingen über die Gangway an Land. Dort hatten sich zahlreiche Menschen versammelt. Die Männer stiegen dann in einen Kleinbus und sollten zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht werden.
"Sie haben sich während dieser 76 Stunden unter Wasser äußerst tapfer verhalten", sagte Fyodorow. Das russische Fernsehen hatte Unterwasser-Aufnahmen gezeigt, auf denen zu sehen war, wie das britische "Scorpio"-Fahrzeug Kabel von dem russischen U-Boot abstreifte. Nach Marineangaben kam das rot-weiß gemusterte AS-28 dann gegen sieben Uhr morgens an die Oberfläche. Den Angaben zufolge waren auch Taucher aus den USA an der Rettung beteiligt.
In den vergangenen Tagen hatte es unterschiedliche Angaben darüber gegeben, wie lange der Sauerstoff an Bord noch reichen würde. Der die Bergung überwachende britische Marine-Kommandant Jonty Powis erklärte am Sonntag, die Besatzung hätte noch etwa zehn bis zwölf Stunden mit Sauerstoff versorgt werden können. Es sei daher klar gewesen, dass so schnell wie möglich gehandelt werden müsse. Während der Rettung standen Bergungsmannschaften nach russischen Marineangaben durch akustische Signale in ständigem Kontakt zu den eingeschlossenen Seeleuten. Ein erster Bergungsversuch war in der Nacht zu Samstag fehlgeschlagen.
"Ich möchte die Gelegenheit nutzen, allen unseren Seeleuten zu danken und auch all denen, die uns ihre freundschaftliche Hand gereicht haben", sagte Verteidigungsminister Sergej Iwanow nach der Rettung. "In erster Linie geht der Dank an das britische Volk und die britische Marine, aber auch an die Marine der USA und an die von Japan."
Östliche Küstengewässer militärisch besonders sensibel
Iwanow war von Präsident Wladimir Putin nach Kamtschatka entsandt worden, um die Rettungsbemühungen zu leiten. Dass die Regierung in Moskau - anders als beim Unfall des Atom-U-Bootes "Kursk" vor fünf Jahren, bei dem alle 118 Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen waren - das Ausland dieses Mal sofort um Hilfe gebeten hatte, galt als Überraschung. Die russischen Küstengewässer im Osten gelten als besonders sensibles militärisches Gebiet.
Putin selbst äußerte sich bislang nicht persönlich öffentlich zu dem jüngsten Vorfall. Nach Angaben des Kreml hat er Iwanow mit der Untersuchung beauftragt.
Die russische Opposition forderte unterdessen, den Vorfall vor das Parlament zu bringen. "Diese Geschichte mit dem U-Boot wirft eine ganze Menge Fragen auf, die vom Militär und dem Verteidigungsministerium beantwortet werden müssen", sagte der Politiker Dimitri Rogozin der Agentur Interfax. Der Vorsitzende der kommunistischen Partei, Gennadi Sjuganow, erklärte, es sei vollkommen unverständlich, weshalb Großbritannien die zur Rettung notwendige Technik besitze und Russland nicht.