Vor der Küste der kanadischen Stadt Viktoria in British-Columbia hat sich ein beeindruckendes wie trauriges Naturschaupiel ereignet. Ein Orca-Kalb, das kurz nach seiner Geburt gestorben war, wurde von seiner Mutter drei Tage lang durch das Wasser getragen. Wissenschaftler von der Walforschungsstation vor Ort beobachteten den Vorgang und machten ihn öffentlich, wie mehrere US-Zeitungen berichteten.
Am vergangenen Dienstag war das weibliche Kalb kurz nach der Geburt gestorben. Am Donnerstag sahen die Forscher die Walkuh zuletzt mit ihrem Nachwuchs. Jedes Mal, wenn der Leichnam des kleinen Orcas von der Schnauze der Mutter rutschte und im Wasser versank, tauchte sie hinterher und holte ihn wieder an die Oberfläche.
Wal-Beobachter sorgen sich um Orca
"Es ist absolut herzzereißend, das zu beobachten", sagte Taylor Shedd von Soundwatch, einem Programm, dass während der Whale-Watching-Saison darauf achtet, dass die Boote ausreichend Distanz zu den Walen halten.
Für die Orca-Mutter ist es Schwerstarbeit, den Leichnam über Tage an der Wasseroberfläche zu halten: "Wir machen uns Sorgen um ihre Gesundheit", sagte Shed. "Die Wasserströmung von vier Knoten zerrt an ihr, und sie muss wirklich tief tauchen, um das Baby, wenn es abrutscht, wieder nach oben zu holen und es wieder vor sich herzuschieben." Zuletzt sei die Orca-Mutter mit ihrem totem Baby auf eine Insel zugeschwommen. Gleichzeitig dürfe sie nicht den Anschluss an die Gruppe verlieren.
Forscher kennen das Phänomen
Das Trauer-Verhalten ist den Forschern bekannt. Schwertwale und Delfine haben eine besonders intensive Beziehung zu ihrem Nachwuchs. Es wird immer wieder beobachtet, dass sich Muttertiere nicht von dem verstorbenen Nachwuchs trennen und ihn noch tagelang bei sich behalten.
Die Orca-Population an dem Küstenabschnitt in British-Columbia besteht aus 76 Tieren und gilt als sehr stark gefährdet.
