Keine Abkühlung in Sicht Temperaturen von bis zu 50 Grad: Der Südwesten der USA schmort in einer extremen Hitzewelle

Hitze in Phoenix: Eine Frau joggt am Morgen durch die Stadt
15 Tage in Folge wurden in Phoenix bereits über 43 Grad Celsius verzeichnet. Sport wie hier im Christy Cove Park ist nur noch am frühen Morgen möglich
© Imago Images
Seit Tagen schon hat eine Hitzewelle den Südwesten der USA fest im Griff. Temperaturrekorde purzeln, das Thermometer klettert auf bis zu 50 Grad. Und eine Besserung ist vorerst nicht in Sicht.

"Wann wir der Südwesten unbewohnbar?" – Mit der Frage, die die US-Zeitschrift "The Atlantic" unter der Woche stellte, sehen sich aktuell auch immer mehr Einwohner im Südwesten der USA konfrontiert. Denn schon seit Wochen werden dort Temperaturen jenseits der 40 Grad verzeichnet. Besonders betroffen ist dabei Phoenix, die heißeste Großstadt der USA. Seit Beginn des Monats kletterte das Thermometer an jedem Tag über 110 Fahrenheit – umgerechnet 43,3 Grad.

Und für die nächsten Tage ist keine Besserung vorhergesagt, ganz im Gegenteil. Bereits Anfang kommender Woche werden in Arizonas einziger Millionenstadt Temperaturen von bis zu 47 Grad erreicht werden. "Der Südwesten hat häufig während der Sommermonate die höchsten Temperaturen im Land, doch das ist nicht die typische Sommer-Hitzewelle", warnte Meteorologe Taylor Ward beim Sender "CNN". Viele Städte würden in den nächsten Tagen neue Temperaturrekorde aufstellen. Der nationale Wetterdienst sprach für Großteile von Arizona eine mehrtägige Warnung vor extremer Hitze aus. Phoenix und andere Gemeinden in Arizona könnten in den nächsten Tagen einen Jahrzehnte alten Rekord brechen: Im Jahr 1974 wurden in Phoenix 18 Tage in Folge Temperaturen von über 110 Grad Fahrenheit erreicht, am vergangenen Freitag war es bereits der 14. Tag in der aktuellen Hitzewelle.

100 Millionen Amerikaner von Hitzewelle betroffen

Dass mit der Hitze nicht zu spaßen ist, zeigen die Zahlen, die das Gesundheitsministerium von Arizona veröffentlicht hat. Demnach sind zwischen 2011 und 2021 alleine in dem Bundesstaat im Südwesten 2000 Menschen an den Folgen der extremen Hitze gestorben. Rund 3000 Menschen müssen jährlich deswegen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser behandelt werden. Besonders betroffen ist Maricopa County, der bevölkerungsreichste Distrikt, in dem auch Phoenix liegt. Im vergangenen Jahr wurden hier alleine 425 hitzebedingte Todesfälle verzeichnet, 25 Prozent mehr als noch 2021. Die Zahlen sind in den letzten zehn Jahren beständig angestiegen. "Bleiben Sie im Kühlen, trinken Sie ausreichend und informieren Sie sich", warnt die Gesundheitsbehörde angesichts der Hitzewelle auf ihrer Homepage. Damit sich auch wirklich jeder im Kühlen aufhalten kann, haben vor allem die Großstädte wie Phoenix, Tucson oder Glendale reagiert und sogenannte Cooling Center eröffnet. Klimatisierte Büchereien, Räume der Heilsarmee oder auch Kirchen sind geöffnet, um den Menschen einen Schutz vor der Hitze zu gewähren.

Aber nicht nur in Arizona werden neue Rekorde gemessen, sondern auch in vielen anderen US-Staaten wie Kalifornien, New Mexico, Texas oder Louisiana. Der nationale Wetterdienst (NWS) erklärte, dass für den kompletten Südwesten alleine am Samstag und am Sonntag 45 neue Temperaturrekorde vorhergesagt werden. In Palm Springs in Kalifornien, einst die Heimat vieler Hollywoodstars, werden am Samstag beispielsweise rekordverdächtige 49 Grad erwartet. Betroffen von der Hitzewelle sind in den USA derzeit laut NWS über 100 Millionen Menschen. In Death Valley, dem heißesten und trockensten Flecken der USA erwartet der NWS am Sonntag 55 Grad – der bisherige zuverlässig registrierte Rekord lag 2020 und 2021 bei 54,4 Grad..

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Während viele Staaten versuchen, ihre Bürger zu schützen, sorgte derweil ein neues Gesetz in Texas für einen Aufschrei der Empörung. Der Kongress verabschiedete im Juni einen Gesetzesentwurf, wonach gesetzlich vorgeschriebene Trinkpausen für Bauarbeiter gestrichen werden sollen – gelten soll es ab diesem September. Houstons Bürgermeister Sylvester Turner reichte umgehend eine Klage ein. "Houston wird dafür kämpfen, dass die Bürger ihre verfassungsgemäßen Rechte behalten und sich unmittelbar an ihre (lokale) Regierung wenden können", begründete Turner den Schritt gegen das als "Todesstern" bekannt gewordene Gesetz. 

Gewerkschaftsvertreterin Ana Gonzalez monierte, dass mit dem Gesetz die Demokratie auf lokaler Ebene attackiert würde. "Texas ist der tödlichste Staat, wenn es um das Baugewerbe geht. Alle drei Tage stirbt hier ein Bauarbeiter", erklärte Gonzalez. Erst Ende Juni, zwei Wochen nach Erlass des Gesetzes, starb ein Arbeiter an den Folgen einer Hyperthermie auf einer Baustelle in Fort Bend County, berichtete der "Houston Chronicle". Auch die Region um die texanische Millionenstadt ist fest im Griff der Hitzewelle, hier werden in den kommenden Tagen Temperaturen jenseits der 100 Grad Fahrenheit (37,7 Grad) erwartet. In El Paso, unweit der mexikanischen Grenze im Südwesten von Texas gelegen, wurden in den vergangenen 27 Tagen immer über 100 Grad Fahrenheit gemessen – ebenfalls ein neuer Rekord, den die Stadt in den kommenden Tagen noch ausbauen wird. "Es ist furchtbar, man kann nichts mehr draußen machen, weil es einem die Haut verbrennt", sagt Helena Valencia zum stern. Man könne das Haus nur noch früh morgens oder spät abends verlassen.

Hitzeglocke über dem Südwesten der USA bewegt sich nur langsam fort

Ursache für die anhaltende Hitzewelle im Südwesten der USA ist ein sogenannter "Heat Dome". Die sich nur langsam fortbewegende Hitzeglocke ist nichts Ungewöhnliches für die USA, die Intensität und Dauer aber schon. Dabei drückt ein großes Hochdruckgebiet heiße Luft in Richtung Boden und verhindert, dass andere Luftmassen herangeführt werden können. Um die Amerikaner vor den Gefahren der Hitze zu warnen, ist der NWS auf den sozialen Medien nahezu im Dauereinsatz. Neben den beständig geteilten Hitzewarnungen finden sich auf Twitter auch Tipps, wie man sich vor den hohen Temperaturen im Südwesten schützen kann.

Dass es in Zukunft immer häufiger zu solchen Wetterereignissen kommen wird, darüber sind sich Wissenschaftler einig. Selbst wenn das Pariser Übereinkommen zum Einhalten des Zwei-Grad-Ziels eingehalten werde, würde die Gefahr, großer Hitze ausgesetzt zu sein, in vielen Regionen der Erde um das drei- bis zehnfache steigen, warnten Forscher in einer bei Nature.com veröffentlichten Studie. Spätestens dann könnte der Südwesten der USA wirklich unbewohnbar werden.

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