Der vergangene Monat war nach Angaben des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus der heißeste Juni weltweit seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1950. Die Durchschnittstemperatur lag bei 16,51 Grad Celsius und damit "etwas mehr als 0,5 Grad Celsius über dem Durchschnitt der Jahre 1991-2020", wie der Klimawandel-Dienst von Copernicus (C3S) am Donnerstag mitteilte. Sie überschritt demnach deutlich den bisherigen Hitzerekord aus dem Juni 2019. Für die steigenden Temperaturen machen die Experten die deutliche Erwärmung der Meeresoberflächen sowie das beginnende Wetterphänomen El Niño verantwortlich.
Den Menschen in Südeuropa steht ein heißes Wochenende bevor. Vielerorts steigen die Temperaturen auf über 40 Grad – für Mensch, Tier und Natur eine anstrengende Situation. Der europäischen Raumfahrtbehörde Esa zufolge könnten am Wochenende womöglich sogar die höchsten Temperaturen erreicht werden, die jemals in Europa gemessen wurden. Die Esa geht von bis zu 48 Grad auf Sizilien aus. Bislang liegt der Europa-Rekord demnach bei 48,8 Grad, die im August 2021 in Florida in der Region Sizilien erreicht wurden. Ein Überblick:
Spanien
In Spanien ebbte die zweite offizielle Hitzewelle dieses Sommers am Donnerstag zunächst wieder ab. Der Wetterdienst Aemet rief nur noch für den Süden von Gran Canaria die höchste Alarmstufe Rot aus. Auf dem Festland sollte es aber vor allem in Teilen von Andalusien mit Temperaturen von bis zu 40 Grad sehr heiß bleiben. Zuvor hatte die Hitzewelle den Menschen in vielen Regionen Spaniens schwer zugesetzt. Die höchsten Temperaturen wurden mit knapp unter 45 Grad in Andalusien und in Murcia gemessen. Aber auch auf Mallorca übertraf die Quecksilbersäule zeitweilig die 40-Grad-Marke.
Italien
Italien leidet bereits seit Tagen unter der Hitze. Wegen "Cerbero" – der mehrköpfige Höllenhund aus der griechischen Mythologie – wurde unter anderem auf Sardinien und in der Region Apulien am Mittwoch die 40-Grad-Marke geknackt. Für etliche Städte rief das Gesundheitsministerium die höchste Alarmstufe Rot für Hitze aus. Und Entspannung ist nicht in Sicht: Auf "Cerbero" soll "Caronte" mit noch höheren Temperaturen folgen. Anfang nächster Woche soll das Hochdruckgebiet seine maximale Hitze erreichen – mit Temperaturen von über 40 Grad etwa in Rom, Florenz und Bologna. In Teilen Sardiniens herrschen dann sogar bis zu 47 Grad, auf Sizilien laut Esa 48 Grad.
Schweiz
Die Schweiz hat 2022 ihr heißestes und sonnenreichstes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1864 erlebt. Durch hohe Temperaturen habe im vergangenen Jahr auch der Verlust an Gletschereis einen neuen Höchststand erreicht, teilte das Umweltministerium in Bern mit. Die höchste Temperatur wurde vergangenes Jahr am 4. August gemessen: Damals kletterte in Genf das Thermometer auf 38,3 Grad. Dieser Rekord könnte in diesem Jahr bereits geknackt werden.
Griechenland
In Griechenland stellen sich die Menschen ebenfalls auf Extreme ein: In Athen soll das Thermometer bereits am Freitag auf 41 Grad klettern. Das Kulturministerium hat die Verwalter von archäologischen Sehenswürdigkeiten wie der Akropolis angewiesen, die Besuchermagneten zwischenzeitlich für mehrere Stunden zu schließen, wenn es zu heiß wird. Viele Gemeinden halten klimatisierte Hallen geöffnet, damit man dort Schutz suchen kann. Auf ältere Menschen sowie Kranke und Kleinkinder solle besonders geachtet werden, hieß es. Zudem dürften Haustiere und Streuner nicht vergessen werden – ihnen solle überall ausreichend Wasser hingestellt werden.
Bulgarien
In Bulgarien ist es die erste Hitzewelle des Jahres: Bereits am Donnerstag riefen die Behörden die zweithöchste Warnstufe Orange aus – den heißesten Tag seit Jahresbeginn. Höchsttemperaturen bis 41 Grad gibt es in Plowdiw und in Russe an der Donau. Die Hitzewelle soll das Land Meteorologen zufolge rund zehn Tage lang fest im Griff haben. Angenehmer bleibt es mit rund 32 Grad an der Schwarzmeerküste.
Türkei
Auch in der Türkei warnt der Wetterdienst für das Wochenende vor starker Hitze. Im Westen des Landes liegen die Temperaturen in den kommenden Tagen bis zu zehn Grad über der für die Jahreszeit üblichen Temperatur, in anderen Landesteilen bis zu sechs Grad über dem Normalwert. In der Urlaubsregion Antalya werden am Wochenende Temperaturen bis zu 42 Grad erwartet. Auch in den im Februar vom Erdbeben zerstörten Regionen in der Südosttürkei wird es bis zu 40 Grad heiß. Das ist besonders bitter für die Menschen dort: Viele von ihnen leben immer noch in Notunterkünften.
Frankreich
Erst Hitze, dann Gewitter: Heftige Unwetter haben Anfang Juli den Osten Frankreichs getroffen. Der Temperaturrekord liegt ein paar Jahre zurück. Im Dorf Verargues, nordöstlich von Montpellier, zeigte das Thermometer im Jahr 2019 ganze 46 Grad – die höchste auf dem französischen Festland gemessene Temperatur.
Deutschland
Der 9. Juli war mit bis zu 38 Grad der bislang heißeste Tag des Jahres. Wie eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Stuttgart sagte, wurden im baden-württembergischen Waghäusel-Kirrlach (Landkreis Karlsruhe) nach vorläufigen Daten 38,0 Grad Celsius gemessen. In Bayern wurden im unterfränkischen Kitzingen 37,8 Grad im Schatten gemessen. Der deutsche Temperaturrekord ist von all diesen Werten noch einiges entfernt. Laut DWD wurden am 25. Juli 2019 an den Stationen in Duisburg und Tönisvorst 41,2 Grad Celsius gemessen. Vergangenes Jahr wurden am 20. Juli in Hamburg-Neuwiedenthal zum Beispiel 40,1 Grad verzeichnet.
USA
Mehr als 50 Millionen Menschen im Süden der USA steht in den kommenden Tagen eine Hitzewelle mit gefährlich hohen Temperaturen bevor – von Kalifornien im Südwesten über Texas bis nach Florida im Südosten. Nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes (NWS) hat sich über den südwestlichen Bundesstaaten ein sogenannter Hitzedom gebildet. In Teilen von Kalifornien, Arizona, Nevada und New Mexico werde das Thermometer daher auf über 37 Grad Celsius steigen. Für den Süden und das Zentrum von Kalifornien warnte der Wetterdienst vor extremer Hitze. Im Laufe der Woche könnten die Temperaturen in Teilen des Bezirks Los Angeles auf bis zu 44 Grad steigen. Die texanische Stadt El Paso an der Grenze zu Mexiko stellte mit 24 Tagen in Folge mit mehr als 37,7 Grand Celsius einen neuen Rekord auf, wie die örtlichen Wetterdienste mitteilten.
Indien
Nordindien litt im Juni unter einer extremen Hitzewelle, in deren Folge mindestens 100 Menschen ums Leben gekommen sind. In Ballia wurden 43 Grad Celsius gemessen, in der Stadt Patna im Bundesstaat Bihar 44,7 Grad.
Japan
Auch in Japan stöhnen die Bewohner unter mörderischer Hitze bei zugleich hoher Luftfeuchtigkeit. In der Hauptstadt Tokio stieg das Quecksilber am Montag zum ersten Mal seit Jahresbeginn auf über 35 Grad. Das Umweltministerium und die nationale Wetterbehörde gaben für neun Präfekturen, darunter Tokio sowie die angrenzenden Präfekturen Saitama, Chiba und Ibaraki, eine Warnung vor Hitzeschlag aus. Die Bürgerinnen und Bürger wurden gebeten, sich möglichst in gekühlten Innenräumen aufzuhalten und genug Wasser zu trinken.
China
Wegen der anhaltenden Hitze in China haben die Behörden die Bevölkerung erneut vor den Folgen der hohen Temperaturen gewarnt. Es herrscht die zweithöchste Warnstufe. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf das Wetteramt berichtete, wurden in Teilen der Hauptstadt Peking sowie in Teilen der Provinzen Hebei, Henan, Zhejiang und Fujian Temperaturen von mehr als 40 Grad erwartet. In Teilen Chinas herrscht bereits seit Wochen ungewöhnliche Hitze. Vor allem der Norden des Landes war von den hohen Temperaturen stärker und früher als üblich betroffen.

Sehen Sie im Video: US-Wissenschaftler – Klimawandel und El Niño sorgen für global heißesten Tag der Geschichte.
Erst kürzlich wurde ein weltweiter Hitzerekord übertroffen: Die durchschnittliche globale Temperatur lag der US-Plattform "Climate Reanalyzer" zufolge ab dem 3. Juli eine Woche lang über dem bisherigen Rekordwert von 2016 – es war also die heißeste Woche seit Beginn der Aufzeichnungen. Die hohen Temperaturen zeigen sich zunehmend auch bei den Todeszahlen: Im Sommer 2022 gab es in Europa mehr als 60.000 hitzebezogene Todesfälle, wie ein Forschungsteam im Fachmagazin "Nature Medicine" am Montag berichtete. Deutschland hatte mit 8173 Toten die drittmeisten Hitzeopfer zu beklagen, nach Italien (18.010 Tote) und Spanien (11.324 Tote).