Sie sind Wirtschaftswissenschaftlerin, Webdesigner, Biologinnen und Psychologen, sie sind jung – und sie alle eint ein Wunsch: den Klimawandel, seine Ursachen und seine Folgen besser verständlich zu machen. Mitte September starteten 16 Frauen und Männer des Vereins Klimadashboard die deutsche Website Klimadashboard.de. Bereits am ersten Tag gab es 10.000 Zugriffe, in Woche darauf noch einmal so viele. Offenbar ist das Interesse an gut visualisierten Informationen zu Themen wie CO2-Budget, Hitzetage, Windenergie groß.
Auf Datentracking verzichten die Betreiber, doch sie könnten aus Rückmeldungen einzelner Nutzer ganz gut einschätzen, wer die Seite aufsucht, sagt Johanna Kranz, promovierte Biologie-Didaktikerin. Manchmal schickten Schulklassen ihnen Fotos aus dem Klassenraum. Auch Studierende geben ein Feedback, ebenso wie Nichtregierungsorganisationen und Behörden, die etwa nach weiteren Daten zu bestimmten Themen fragen. Das Dashboard wird regelmässig aktualisiert und ergänzt mit Daten aus öffentliche zugänglichen Quellen oder solchen, die Wissenschaftler oder Institutionen ihnen zuspielen.
Auch vor internationalem Publikum, etwa beim Extremwetterkongress in Hamburg, präsentieren Johanna Kranz und zwei ihrer Mitstreiter, wie sie komplizierte Fakten mit ihrem Klimadashboard anschaulich machen. Der Veranstalter des Kongresses hat die drei zudem als Faktenchecker engagiert: Wenn nach Vorträge aus dem Publikum Fragen kamen, unterstützten sie die Referenten mit der schnellen Lieferung von Info-Grafiken.
Klimawandel: faktenbasierte Kommunikation
"Wir wollen Klimawissenschaft verständlich machen, die Daten benutzerfreundlich aufbereiten und Journalisten die Möglichkeit bieten, faktenbasiert Klimakommunikation zu betreiben", erklärt Cedric Carr, Psychologiestudent an der Universität Wien, Projektleiter beim Klimadashboard – und Schauspieler. "Und wir wollen der Bevölkerung zeigen: das sind die Fakten, und der Politik signalisieren: wir haben ein Auge auf euch", ergänzt Adrian Hiss, Kognitionsbiologe und seit 2019 Aktivist bei Fridays For Future.
Zum Beispiel beim Thema CO2-Budget. Eine petrolfarbene Kurve zeigt, wieviel des Klimagases Deutschland seit dem Jahr 2000 jeweils pro Jahr freigesetzt hat, eine rotviolette Linie, wieviel das Land noch freisetzen darf, um das 1,5-Grad-Ziel von Paris zu erreichen. Die nüchterne Erkenntnis: "Emittiert Deutschland in den nächsten Jahren konstant die Menge an CO₂, die es im Jahr 2022 ausgestoßen hat, so ist das dem Land zustehende CO₂-Budget bereits Anfang 2025 aufgebraucht", sagt Carr. In anderthalb Jahren. Um das Budget bis 2045 zu strecken, wie es die deutsche Bundesregierung anstrebt, müssten die Emissionen an Treibhausgasen jedes Jahr um 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr sinken. Tatsächlich sind sie zwischen 2021 und 2022 um lediglich 2,7 Prozent gesunken. Eine kaum zu übersehende Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit.
Wann ist Deutschlands CO2-Budget aufgebraucht?
Je nachdem, wie gut es gelingt die Treibhaushausgasemissionen zu senken, ergeben sich drei unterschiedliche Szenarien. Bleibt der CO2-Ausstoß so hoch wie bisher (violette Linie) ist das Budget bereits Anfang 2025 aufgebraucht. Soll das Budget bis Anfang 2027 reichen, bräuchte es eine jährliche Reduktion um 129 Millionen Tonnen CO2, ein Rückgang von knapp 20 Prozent pro Jahr gegenüber dem Ausstoß von 2022 (orange Linie). Um das von der Regierung ausgerufene Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 zu erreichen, müssten die CO2-Emissionen jedes Jahr um 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr sinken (gelbe Linie).
Alle zwei Wochen finden Sie hier eine neue Infografik des Klimadashboards.