Seit etwa 40 Jahren hat es in Europa nach Angaben von Experten einen solch spektakulären Fund nicht mehr gegeben. Ein Mitarbeiter der Torf- und Humuswerke Uchte habe den "Teenager" entdeckt, sagte der Landesarchäologe Henning Haßmann am Montag der dpa.
Beim Torfstechen hatte der Mitarbeiter vor einigen Wochen Knochen gefunden und die Polizei alarmiert. Die Beamten gingen zunächst von einem Verbrechen aus. Dann wurde aus dem Knochenfund "eine sensationelle Entdeckung", wie Haßmann erläuterte. Aus dem vermeintlichen Mordopfer wurde ein prähistorischer Fund. Die Leiche des Mädchens ist nach seinen Angaben fast komplett. Sogar die Haare waren im Moor konserviert worden.
Moorleichen
Immer wieder werden beim Torf stechen zufällig Leichen frei gelegt, die seit Jahrhunderten in Hochmooren gelegen haben. Viele sind gut erhalten. Gerb- und Huminsäuren haben die Körper konserviert. Diese Säuren kommen in bestimmten Arten von Torfmoosen vor. Die ältesten Moorleichen stammen aus der Bronzezeit. Die meisten Funde stammen aber aus der Zeit um Christi Geburt. Seitdem Torf maschinell abgebaut wird, werden allerdings nur noch wenige Funde gemacht. Moorarchäologen müssen deswegen gezielt graben.
Zu den bekannten Moorleichen gehören unter anderem der Mann von Tollund (Dänemark), das Mädchen von Windeby (Schleswig-Holstein) und der im niedersächsischen Emsland gefundene "Rote Franz". Wie viele Leichen unter anderem in Skandinavien, auf den Britischen Inseln, in den nördlichen Niederlanden, in Polen und in Norddeutschland gefunden wurden, ist nicht bekannt. Die Zahlen lassen sich nach Ansicht von Archäologen nur sehr schwer schätzen. Erst mit wissenschaftlich immer mehr verfeinerten Methoden lässt sich das exakte Alter nachweisen. Schwieriger zu erforschen ist, ob die Menschen umgebracht wurden, Opfer religiöser Rituale oder einfach vom Weg abgekommen sind.
Mehrere hundert Moorleichen in Deutschland entdeckt
Es könnte die wichtigste Entdeckung in Niedersachsen sein, seit im Bourtanger Moor im Emsland im November 1900 beim Torf stechen der Leichnam eines erwachsenen Mannes gefunden worden war. Da das Moorwasser seine Haare rot gefärbt hatte, wurde er "Roter Franz" genannt. Er war im 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus gestorben.
In Deutschland sind bisher mehrere hundert Moorleichen gefunden worden. Eine der bekanntesten ist das "Mädchen von Windeby". 1952 wurde im schleswig-holsteinischen Domlandsmoor bei Windeby die Leiche eines 13-Jährigen Mädchens gefunden, die etwa 2000 Jahre lang im Moor gelegen hatte. Die Chancen, eine Moorleiche zu finden, waren nach Haßmanns Worten beim Handabstich des Torfs größer als heute. Bei maschinellem Torfstich werde viel zerstört. Außerdem würden immer mehr Moore trockengelegt, was bedeute, dass die Knochen zerbröseln.
DPA