Schwangerschaft 1600 Abtreibungen mehr als im Vorjahr

Seit 2001 ist die Zahl der Abtreibungen in Deutschland erstmals wieder gestiegen. Der Anteil der minderjährigen Frauen hat sich seit neun Jahren fast verdoppelt.

2004 wurden 129.600 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet - 1,3 Prozent mehr als noch 2003, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Das sind umgerechnet 1600 Abtreibungen mehr. Erneut gestiegen ist der Anteil der minderjährigen Frauen an allen Abtreibungen: Er lag mit 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Punkte höher. Damit setzte sich ein seit 1996 anhaltender Trend fort: Damals lag der Anteil der Minderjährigen noch bei 3,6 Prozent.

Die meisten Frauen treiben zwischen 18 und 34 Jahren ab

Die meisten der Frauen waren 2004 zum Zeitpunkt des Eingriffes zwischen 18 und 34 Jahren alt (71 Prozent), 16 Prozent waren zwischen 35 und 39 Jahre. Rund sieben Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter. Die Hälfte der Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen, war ledig - verheiratet waren 44 Prozent.

Nach einem nur noch leichten Anstieg der Schwangerschaftsabbrüche um 0,3 Prozent auf 135.000 im Jahr 2001 waren die Zahlen zuvor stetig gesunken. 2002 wurden 130.400 Abtreibungen gemeldet, 2003 nur noch 128.000. Eine Trendwende ist nach Einschätzung der Organisation Pro Familia an den neuen Zahlen jedoch nicht abzulesen. "Man muss solche Zahlen langfristiger betrachten", sagte Pro-Familia-Sprecherin Regine Wlassitschau.

Fast allen Abtreibungen ging eine Beratung voraus

Sie hoffe, dass der rückläufige Trend auf lange Sicht weiter anhalte. Auch ein Zusammenhang zwischen den Zahlen und der wirtschaftlichen Situation oder Angst vor Armut sei nicht bewiesen. Es gebe bei den Beratungen schwangerer Frauen Fälle, in denen das Thema Zukunftssicherung eine Rolle spiele und beispielsweise die Angst um den Arbeitsplatz angeführt werde. "Aber ob und wie das in Zahlen auszudrücken ist, lässt sich nicht sagen", erklärte Wlassitschau. Fast alle Abtreibungen (über 97 Prozent) wurden nach der Beratungsregelung vorgenommen, medizinische oder kriminologische Indikationen waren in weniger als drei Prozent der Fälle die Begründung für den Abbruch.

Mit 96 Prozent erfolgte der überwiegende Teil der Eingriffe ambulant - 78 Prozent in gynäkologischen Praxen und 18 Prozent ambulant im Krankenhaus. Knapp fünf Prozent der Frauen ließen den Abbruch in einem Bundesland vornehmen, in dem sie nicht wohnten. Die meisten der Abtreibungen (81 Prozent) wurden mit der Absaugmethode durchgeführt.

AP
Nicole Lange/AP

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