Die Augen fallen lediglich für einen kleinen Moment zu, ganz kurz nur nickt der Fahrer hinterm Steuer ein - und dann ist es zu spät. Das Auto schlingert führerlos über die Fahrbahn und knallt mit voller Wucht in den Gegenverkehr. Motorhauben zerknautschen, Windschutzscheiben bersten, Menschen werden lebensgefährlich oder gar tödlich verletzt.
Szenen wie diese spielen sich immer und immer wieder auf deutschen Straßen ab. Schuld an solchen Unfällen ist oftmals der sogenannte Sekundenschlaf. Das kurze Einnicken des Fahrers ist nach Schätzungen der Deutschen Verkehrswacht Ursache für 25 Prozent aller Unfälle - unnötigerweise. Denn eigentlich ließe sich der Sekundenschlaf durch gezielte medizinische Behandlungen leicht vermeiden. Die Therapie gegen den Sekundenschlaf sei eine "der wirksamsten, die wir in der Medizin haben", sagte Prof. Winfried Randerath, Chefarzt im Solinger Krankenhaus Bethanien. Randerath gehört zu den Organisatoren der bis Samstag in Düsseldorf stattfindenden Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Doch obwohl er gut zu behandeln ist, scheuen nach Expertenansicht viele Menschen in Deutschland eine Therapie.
Atemmaske senkt Unfallrisiko
Dabei ist die Behandlung denkbar einfach. Der Patient müsse während des Schlafes einfach nur eine spezielle Maske tragen, erklärt Randerath. Denn das Wegnicken während des Tages werde ebenso wie andere Konzentrationsstörungen durch kurze Atemstillstände in der Nacht hervorgerufen, sagt Randerath. Diese Atemstillstände können zwischen zehn Sekunden bis zu einer Minute dauern. Der Betroffene nimmt dies selbst oftmals gar nicht wahr. Mit der Atemmaske wird den Patienten in der Nacht Luft zugeführt und die Atemwege mit einem leichten Luftüberdruck offen gehalten. Laut Randerath schliefen die Patienten nach der Therapie wieder durch, seien tagsüber konzentrierter.
Mit dieser Methode könnte das Unfallrisiko erheblich reduziert werden. Von schlafbezogenen Krankheiten seien Schätzungen zufolge bis zu 30 Prozent der Bevölkerung betroffen. Forschungen aus den USA zufolge sei die Unfallhäufigkeit bei Menschen mit schlafbezogenen Atemstörungen sieben Mal höher als in der übrigen Bevölkerung.
Mittlerweile werde dem Thema auch seitens der Politik größere Aufmerksamkeit gewidmet, sagte Randerath. Es gebe Pläne, Berufskraftfahrer auf Schlaferkrankungen zu untersuchen oder zumindest zu befragen.