"Seit den 1980er Jahren erleben wir ein goldenes Zeitalter der Archäologie in China", berichtet Ji Kunzhang vom Archäologischen Forschungsinstitut von Shanxi. Er leitete die Ausgrabung des Friedhofs in Yangshe. "Wir bekommen mehr Fördergelder vom Staat, und seitdem gibt es im ganzen Land bedeutende Ausgrabungen." Die Entdeckungen werfen immer mehr Licht auf die Jahrtausende alte chinesische Kultur.
Der Friedhof in Yangshe in der nordchinesischen Provinz Shanxi am Ufer des Gelben Flusses ist die bisher größte entdeckte Grabstätte dieser Art: Allein in einem Grab entdeckten die Archäologen 48 Streitwagen und kunstvoll verzierte Kutschen sowie mindestens 105 Pferde-Skelette. Die Tiere wurden gemeinsam mit einem der Herrscher des damaligen Staates Jin begraben. Er war zu Zeiten der Zhou-Dynastie (1120 bis 781 vor Christus) für seine Feldzüge bekannt. "Wir nehmen an, dass es sich bei den Wagen und Pferden um seine tatsächliche Kavallerie handelte", sagt Ausgrabungsleiter Ji. Die Pferde seien vermutlich betäubt und lebend begraben worden. Die Forscher fanden Skelette mit hochgereckten Köpfen und gefesselten Beinen.
Bis zur Freilegung des Friedhofes mit seinen insgesamt 19 Grabkammern war es ein langer Weg. Nach der Entdeckung der Stätte im Jahr 1992 dauerte es vier Jahre, bis größere Ausgrabungen finanziert wurden. Inzwischen bekommen die Forscher eine finanzielle Unterstützung, von der sie zuvor nicht zu träumen gewagt hätten: Über der Grabstätte wird ab März ein umgerechnet mehr als zehn Millionen Euro teures Museum gebaut, das wie eine Schatzkiste die dort gefundenen Schmuckstücke aus Bronze und Jade beherbergen soll.
Der Friedhof ist bei weitem nicht der einzige spektakuläre Fund in China. In der ostchinesischen Provinz Anhui stießen Forscher beispielsweise in einer Grabstädte auf Hunderte Objekte aus Jade, darunter auch auf eine 88 Kilogramm schwere Schwein-Skulptur. Der Fund aus der Jungsteinzeit gilt inzwischen als der älteste dieser Art in China. Bei einer Unterwasserausgrabung fanden Forscher vor zwei Jahren im Südchinesischen Meer mehr als 10.000 Porzellanstücke und andere Objekte im Rumpf eines Schiffes, das vor mehr als 700 Jahren dort gesunken war.