Wie kommt es überhaupt dazu, dass Eisbären auf Schollen abtreiben?
Der Eisbär lebt überwiegend auf einer schwimmenden Insel. Weil seine Beute - die Robben - sich dort aufhalten, verbringt er einen großen Teil seiner Zeit auf dem Packeis. Dort brechen immer wieder große Eisstücke heraus, die dann abtreiben. Das trifft übrigens nicht nur Bären: In Russland müssen immer wieder Eisfischer von treibenden Schollen gerettet werden.
Es ist also nicht ungewöhnlich, dass ein Eisbär auf eine treibende Eisscholle gerät, es kommt nur selten vor dass einer an der isländischen Küste landet.
Wie lange kann ein Eisbär auf einer Eisscholle überleben?
Das ist schwer zu sagen. Die Zeitdauer ist auf jeden Fall begrenzt, weil das Tier während der gesamten Zeit hungert, denn auf offener See wird ein Eisbär nichts fangen. Aufgrund ihrer Lebensbedingungen können Eisbären allerdings Tage, möglicherweise auch Wochen, ohne Nahrung überleben.
Der Bär kann nur abwarten, bis er irgendwo Land erreicht - oder die Scholle schmilzt und er schwimmt weiter…
Genau. Nun hatte dieser Bär Pech, nach Island zu kommen, wo man auf solchen "Besuch" nicht vorbereitet ist. In Kanada und auf Spitzbergen haben Eisbären wesentlich bessere Chancen auf ein glückliches Ende ihrer Irrfahrt. Im nördlichen Kanada gibt es jedes Jahr Begegnungen von Mensch und Bär. Die Kanadier sind daher Experten darin, verirrte Eisbären zu betäuben und so schnell wie möglich wieder in ihre Heimat auszufliegen.
Was ist daran so kompliziert?
Um einen Eisbären zu betäuben, muss man dichter an ihn heran, als wenn man ihn erschießt. Das ist natürlich mit einem Risiko für den Schützen verbunden, der Eisbär ist schließlich eines der gefährlichsten Raubtiere überhaupt aus Sicht des Menschen. Setzt man zu viel Betäubungsmittel ein, kann der Bär sterben. Nimmt man zu wenig, ist das für die Menschen riskant. Auch der Flug sollte möglichst zügig stattfinden, damit sich das Tier nicht unnötig lang in menschlicher Obhut befindet.
In Island sind in diesem Monat gleich zwei Eisbären gelandet, nachdem 15 Jahre lang kein einziges Tier gesichtet worden war. Sollte uns das - etwa im Hinblick auf den Klimawandel - zu denken geben?
Aus solchen Einzelfällen kann man keine globalen Schlüsse ziehen. Aber der Eisbär steht zu Recht auf Roten Liste der Internationalen Naturschutzunion IUCN. Denn die Tiere werden in den kommenden Jahren massive Probleme bekommen, wenn sich ihr Lebensraum weiter so stark verändert.