Gefräßige Parasiten Genom der Nasonia-Wespe entschlüsselt

Nasonia-Wespen sind nützliche Parasiten. In vielen Ländern sind sie bei der Schädlingsbekämpfung hilfreich. Neue Erkenntnisse sollen es nun ermöglichen, die Tiere noch gezielter gegen mehr Insektenarten einzusetzen - und so Pestizide zu sparen.

Sie sind kleiner als ein Stecknadelkopf, doch sie haben es in sich: Nasonia-Wespen sind gefräßige Parasiten, die ihre Eier in die Puppen von Fliegen legen. Sind die Wespenlarven geschlüpft, fressen sie ihren Wirt auf. Daher werden sie vor allem in wärmeren Ländern zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Die Nasonia-Wespen gehören zur Gruppe der Erzwespen und sind weltweit verbreitet. Ein internationales Forscherteam hat nun das Erbgut von drei Arten der Nasonia-Wespe entziffert - und damit erstmals das einer parasitären Wespe überhaupt. Die Forscher präsentieren die Ergebnisse im US- Journal "Science".

Wissenschaftler der Universität Münster haben im Erbgut der drei Wespenarten ein eingeschleustes Gen eines bei Insekten weit verbreiteten Parasiten gefunden. "Die Hypothese, dass Parasiten die Entstehung von Arten beeinflussen, gibt es schon seit einiger Zeit. Dies ist nun einer der ersten Fälle, wo wir nachweisen konnten, welches Erbgut vom Parasit auf den Wirt übertragen wurde", sagt Erich Bornberg-Bauer. Das Gen des Bakteriums "Wolbachia" trägt nach Vermutungen der Forscher dazu bei, dass sich der Parasit optimal vermehren kann.

Nasonia Wespen töten nur bestimmte Insekten

"Wolbachia lebt im Körper zahlreicher Insektenarten, darunter auch in Erzwespen", sagt Bornberg-Bauer. "Wir vermuten, dass das Gen an der Interaktion zwischen dem Wirt und dem Parasit entscheidend beteiligt ist." Auf welche Weise das Gen übertragen wurde, ist nicht bekannt. "Man kann davon ausgehen, dass es vor einigen Millionen Jahren passiert ist", vermutet der Forscher. Dass Gene eines Organismus auf einen höheren Organismus übertragen werden und dort eine wichtige Rolle bei der Verbreitung spielen, wie in diesem Fall geschehen, sei sehr selten.

Nasonia-Wespen suchen und töten nur ganz bestimmte Insekten, erklärte Studienleiter John Werren von der Universität Rochester. Durch genetische Manipulationen wollen die Forscher die Wirtsgruppe der Wespen auf eine höhere Zahl an Insekten ausweiten, um das Potential der Wespen für die Schädlingsbekämpfung stärker auszuschöpfen. Der Einsatz chemischer Pestizide und die damit verbundenen Schäden für die Gesundheit und die Umwelt könnten so verringert werden, hoffen die Wissenschaftler.

Die jetzt gewonnenen Erkenntnisse sind dabei nur ein erster Schritt: Um die kleinen Schädlingsbekämpfer gentechnisch optimieren zu können und deren Biologie besser zu verstehen, müssten noch weitere Genome verwandter Arten entziffert werden, vermutet der Jenaer Zoologe und Mitautor Reinhard Predel. Dabei gelte es herauszufinden, welche Gene für die parasitäre Lebensweise besonders wichtig seien.

DPA
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