Bis zu einem Drittel aller Landtiere und -pflanzen könnten infolge des Klimawandels aussterben. Über eine Million Arten drohen bis zum Jahr 2050 von der Erde zu verschwinden, falls der Treibhausgas-Ausstoß nicht weltweit drastisch reduziert wird, berichtet ein internationales Team im britischen Fachjournal "Nature". An der laut "Nature" bisher umfangreichsten Studie zum Thema haben Forscher aus fünf Kontinenten mitgearbeitet. Bis zu 10 000 Pflanzenarten droht einem WWF-Experten zufolge darüber hinaus zusätzliche Gefahr, weil sie für Naturmedizin benötigt und radikal abgeerntet werden.
"Die Untersuchung macht klar, dass Klimawandel die wichtigste Ursache für Artensterben sein wird", sagt Mitautorin der "Nature"-Studie Lee Hannah von der Organisation "Conservation International" in Washington. Von den mehr als 1100 berücksichtigten Tier- und Pflanzenarten werden je nach Grad der Erwärmung 15 bis 37 Prozent aussterben.
Europas Vögel sind bedroht
"Wenn diese Berechnung weltweit verallgemeinerbar ist und somit auf andere Tiere und Pflanzen zutrifft, dann bedeutet das, dass weit über eine Million Arten in Folge des Klimawandels vom Aussterben bedroht sind", sagt Teamleiter Professor Chris Thomas von der Universität Leeds. Für Europa erwarten die Forscher bei ungestoppter Erderwärmung das Aussterben von einem Viertel der Vogelarten, darunter auch das des Roten Milans.
Die Forscher hatten sechs der artenreichsten Regionen der Welt untersucht, darunter Gebiete in Australien, Mexiko, Europa und Südafrika. Da keine exakte Vorhersage des Klimawandels möglich ist, spielten die Wissenschaftler drei Szenarien der Erderwärmung bis 2050 durch. Mit Hilfe von Computermodellen wurde der Einfluss auf bestimmte Pflanzen, Säugetiere, Vögel, Reptilien und Schmetterlinge vorhergesagt.
Naturmedizin dezimiert Pflanzenbestände
Darüber hinaus sind durch den weltweiten Trend zur Naturmedizin bis zu einem Fünftel aller dafür genutzten Pflanzen bedroht. Das berichtet Alan Hamilton, Biologe der Umweltschutzorganisation WWF, in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins "New Scientist".
Zwei Drittel der rund 50 000 medizinisch genutzten Pflanzen werden wild gesammelt und nicht in Kulturen neu angepflanzt, berichtet Hamilton. Viele arme Menschen lebten davon, doch würden sie mit den Pflanzen letztlich auch ihre eigene Verdienstmöglichkeit vernichten. Beispiele für besonders bedrohte Arten seien der indische Korbblütler Saussurea lappa, der bei chronischen Hautkrankheiten hilft, oder das Liliengewächs Fritillaria cirrhosa aus China, das gegen Atemwegserkrankungen eingesetzt wird.