Studie Wie der Klimawandel die Welt verändert

Der vom Menschen verursachte Klimawandel verändert die Natur massiv und weltweit - dies ist das Fazit einer aktuellen Untersuchung, die im Fachblatt "Nature" veröffentlicht wurde.

Auf allen Kontinenten - und in den Meeren - finden Veränderungen statt, die auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen sind. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam um Cynthia Rosenzweig vom Goddard Institute for Space Studies der Nasa in New York. Die Wissenschaftler werteten mehr als 29.500 Datensätze aus der Zeit von 1970 bis 2004 aus. Die Daten stammten aus rund 80 Studien, die alle in Fachmagazinen veröffentlicht worden waren.

Zu den in den Studien beobachteten Veränderungen zählten das frühere Blühen von Pflanzen, Veränderungen des Vogelzugs, Erwärmung von Flüssen und Meeren sowie die Gletscherschmelze. Rosenzweig und Kollegen untersuchten, inwiefern diese Veränderungen durch den Klimawandel - oder andere Phänomene - erklärt werden konnten. Während sich frühere Untersuchungen meist einzelne Phänomene in einem begrenzten Gebiet konzentrierten, warfen die Wissenschaflter so einen Blick auf diverse Veränderungen weltweit.

Das Ergebnis: 95 Prozent der physikalischen Veränderungen ließen sich durch einen Anstieg der Temperaturen erklären. In biologischen Systemen zeigte sich ein Zusammenhang in 90 Prozent der Fälle. Natürliche Klimaschwankungen könnten die Beobachtungen nicht erklären, berichten die US-Forscher weiter. "Es war eine Herausforderung, den Einfluss des vom Menschen verursachten Temperaturanstiegs von natürlichen Klimaschwankungen und anderen Faktoren - etwa der Umweltverschmutzung - zu trennen", sagte australische Klimaforscher David Karoly von der Universität von Melbourne, einer der Ko-Autoren der Studie.

Ein europäisches Forscherteam hat unterdessen das derzeit umfassendste Klimaarchiv der Welt ausgewertet - einen 3270 Meter langen Eisbohrkern der Antarktis. Bislang reichte diese Klimareihe nur rund 650.000 Jahre zurück. Die Konzentration von Kohlendioxid schwankte der Untersuchung zufolge in den vergangen 800.000 Jahren zwischen 200 und 300 ppm ("parts per million"), heute liegt sie bei 380 ppm. Die Konzentration des Treibhausgases Methan stieg noch deutlicher. Während sie in der Vergangenheit zwischen 400 und 700 ppm lag, beträgt sie nun 1800 ppm. Das Team um Thomas Stocker von der Universität Bern habe den engen Zusammenhang zwischen CO2 und der Temperaturentwicklung bestätigt.

Wette unter Wissenschaftlern

Derweil streiten sich deutsche Forscher über das Klima in den kommenden zehn Jahren. Der Potsdamer Forscher Stefan Rahmstorf widersprach der aktuellen These seiner Kieler Kollegen um Mojib Latif von einer längeren Pause der globalen Erderwärmung. "Die neue Prognose ist keinesfalls Konsens unter den Klimaforschern - ganz im Gegensatz zur vom Mensch verursachten globalen Erwärmung", sagte Rahmstorf der "Frankfurter Rundschau".

Berechnungen des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften hatten ergeben, dass die Erdtemperatur im kommenden Jahrzehnt nicht um 0,3 Grad steigen werde, wie vom Weltklimarat (IPCC) vorhergesagt. Stattdessen werde sie auf dem derzeitigen Niveau verbleiben. In Mittel- und Nordeuropa könnte es laut diesen Berechnungen sogar um ein Zehntel Grad kühler werden. Grund seien natürliche Schwankungen der Meeresströme.

Laut Rahmstorf hingegen sammelt sich Kohlendioxid über die Jahrzehnte immer weiter an. Er habe zusammen mit seinen Kollegen sogar 5000 Euro darauf gewettet, dass die Erdtemperatur sich im nächsten Jahrzehnt weiter erhöht. "Die Wette bezieht sich darauf, ob man natürliche Schwankungen in der globalen Temperatur über zehn Jahre vorhersagen kann. Wir glauben das nicht." Doch selbst der Kieler Mojib Latif warnt vor einer Fehlinterpretation seiner Prognose. "Wir postulieren nicht, dass die vom Menschen verursachte Klimaänderung nicht so schlimm ausfallen wird, wie befürchtet."

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