Verhandlung Landgericht München I verhandelt über zwei Fälle von Zwangssterilisation

Seit Montag beschäftigt sich das Landgericht München I mit zwei Fällen von Zwangssterilisation.
Zwei Fälle der Zwangssterilisation werden seit Montag im Landgericht München I verhandelt. Es wird erwartet, dass ein Urteil bis Ende Juni fallen könnte.
© David-Wolfgang Ebener/dpa
Seit Montag beschäftigt sich das Landgericht München I mit zwei gravierenden Fällen von Zwangssterilisation. Der Hauptangeklagte ist ein Arzt, dem schwere Körperverletzung in zwei Fällen zur Last gelegt wird.

Des Weiteren stehen die Eltern eines jungen Mannes aufgrund mutmaßlicher Beihilfe zu diesen Taten vor Gericht. Wie ein Sprecher des Gerichts zu Beginn der Verhandlung mitteilte, wurde zuerst die Anklageschrift verlesen. Der angeklagte Mediziner hielt sich in Bezug auf die Vorwürfe zunächst bedeckt.

Im Jahr 2016 wurde einem 17-jährigen Jungen während einer Operation eines Leistenbruchs in München auch der Samenleiter durchtrennt. Laut Anklageschrift habe der angeklagte Arzt die Sterilisation "wissentlich und willentlich" durchgeführt, obwohl aus den Patientenunterlagen keine Anweisung zur Durchführung einer solchen Maßnahme hervorging.

Die Sterilisation wurde, wie in der Anklage hervorgehoben, ohne das Wissen oder die Zustimmung des Patienten oder seiner Eltern durchgeführt. Trotz einer nachfolgenden Operation bleibt der Betroffene dauerhaft unfruchtbar. Der Arzt, der an diesem Montag lediglich persönliche Angaben machte, soll zu einem früheren Zeitpunkt von einer Verwechslung gesprochen haben.

Zwangssterilisation: Ein zweiter Fall

In einem zweiten Fall ließen die Eltern eines geistig behinderten 24-jährigen im selben Jahr eine Sterilisation durch den befreundeten Arzt durchführen. Dies erfolgte, so die Anklage, trotz des Wissens der Eltern um die rechtlich hohen Hürden für einen solchen Eingriff.

Das zuständige Betreuungsgericht Rosenheim hatte den Eltern zuvor mitgeteilt, dass ein Gutachten zur Einwilligungsfähigkeit des jungen Mannes erforderlich wäre. Dies wurde sowohl von den Eltern als auch von dem Arzt ignoriert, wodurch die Eltern nun wegen Beihilfe zur schweren Körperverletzung vor Gericht stehen.

Die Verhandlung ist für weitere vier Tage anberaumt. Es wird erwartet, dass ein Urteil bis Ende Juni fallen könnte.

AFP

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