Brände in Kabelschächten Zugverkehr zwischen Hamburg und Berlin bis Samstag gestört – Ursache laut Polizei politisch motiviert

Bahn Strecke Hamburg Störungen
Nachdem es diese Woche bereits die Bahn in München getroffen hatte, kommt es nun zwischen Berlin und Hamburg zu Störungen auf der Strecke
© Christian Charisius / DPA
Zahlreiche Züge auf der hochfrequentierten Strecke zwischen Berlin und Hamburg fallen wohl noch bis Samstag aus. Die Ursache sind gleich mehrere Brände, die Polizei geht von politischen Motiven aus. Ein mutmaßliches Bekennerschreiben ist aufgetaucht.

Zwischen Hamburg und Berlin sind am Freitagmorgen wegen Vandalismusschäden zahlreiche Fernverkehrszüge ausgefallen. Das teilte die Deutsche Bahn online mit. Ein Sprecher der Hamburger Feuerwehr berichtete, dass es in der Nacht zu Freitag in mehreren Stadtteilen zu Bränden in Kabelschächten der Deutschen Bahn gekommen ist. Dabei seien Versorgungsleitungen für Signal- und Kommunikationstechnik betroffen gewesen. Die Brände wurden zwischen 2.30 Uhr und 3.40 Uhr entdeckt und konnten durch die Feuerwehr gelöscht werden.

Das LKA spricht von "vorsätzlichen Brandlegungen" und untersucht den Fall. Am Freitagmittag teilte die Polizei Hamburg mit, die Ermittler gehen von einem politischen Motiv für die Straftaten aus.

Polizei vermutet politisches Motiv – Bekennerschreiben aufgetaucht

Stunden nach der Tat ist ein Bekennerschreiben auf der linken Plattform Indymedia aufgetaucht. "In der Nacht des 7. September haben wir in Hamburg Verkehrsadern der kapitalistischen Infrastruktur sabotiert", heißt es darin. "Einige Liter Benzin in den Kabelschächten an den Schienen sollten zu möglichst langfristigen Ausfällen oder Einschränkungen beim Transport von zum Beispiel im Zuge neokolonialer Ausbeutung und erdzerstörendem Extraktivismus beschafften Rohstoffen führen."

Allerdings bezieht sich das Schreiben vor allem auf den Güterverkehr. Bei der Tat sollte es demnach um Streckenabschnitte gehen, "die nicht für den Personenverkehr genutzt werden". Dennoch war am Freitag der Personenverkehr zwischen Berlin und Hamburg stark gestört. Ein Großteil der Fernzüge zwischen den beiden Städten fiel im Tagesverlauf aus.

"Das Bekennerschreiben ist uns bekannt und wird selbstverständlich in die Ermittlungen mit einbezogen bzw. ist ja nun bereits Bestandteil davon", teilte die Hamburger Polizei auf Anfrage mit. Aus Sicherheitskreisen hieß es außerdem, ob das Schreiben authentisch sei, stehe noch nicht fest. Von der Vorgehensweise her und auch was die darin enthaltene Begründung angeht, würde sich die Tat aber einfügen in das Vorgehen bestimmter Akteure aus dem linken Spektrum. In dem Schreiben wird unter anderem Bezug genommen auf das wegen möglicher Folgen für die Umwelt und die indigene Bevölkerung umstrittene Bahnprojekt "Tren Maya" in Mexiko.

Störung der Deutschen Bahn dürfte bis Samstag andauern

Von den Störungen betroffen sind sowohl der Fern- als auch der Nahverkehr. Laut einer Unternehmenssprecherin dürfte der Bahnverkehr auf der Strecke noch bis zum Samstag gestört sein. "Eine Wiederaufnahme des Verkehrs zwischen Hamburg und Berlin ist voraussichtlich erst im Laufe des Samstagmorgens wieder möglich", teilte eine Bahnsprecherin am Freitag mit. "Die Fernverkehrszüge werden teilweise über Uelzen umgeleitet oder fallen aus", hieß es weiter von der Bahn.

Umleitungen über Uelzen verursachen auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin in der Regel rund 30 Minuten Verspätung. Aus der Online-Fahrplanauskunft der DB ging hervor, dass etwa zwei Drittel der ICE-Verbindungen zwischen Hamburg und Berlin aktuell ausfallen.

"Als Alternative sind auch Fahrten mit Umstieg in Hannover möglich. Dadurch verlängert sich jeweils die Fahrtzeit", sagte ein DB-Sprecher. Eine Wiederaufnahme des Verkehrs zwischen Hamburg und Berlin sei voraussichtlich erst im Laufe des Abends wieder möglich.

Von den Vandalismusschäden ebenfalls betroffen waren den DB-Angaben zufolge ICE- und IC-Züge zwischen Hamburg – Rostock – Stralsund (– Ostseebad Binz) – auch hier fielen zig Züge aus.

Die Polizei ist auf der Suche nach Zeugen. Wer etwas Verdächtiges beobachtet hat, könne sich unter 040 4286-56789 beim Hinweistelefon der Polizei Hamburg melden oder direkt bei einer Polizeidienststelle.

Weitere Quellen:  Polizei Hamburg

Hinweis: Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert.

DPA
mkb / rw

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