Nur noch wenige Tage und es ist soweit: Deutschland kann endlich der Weltmeisterschaft frönen. Seit Wochen pauken Berliner Busfahrer Englisch, stellen die Taxifahrer ihre Taxameter und berechnen Hoteliers ihre Zimmerpreise neu. Und auch so mancher Privatmensch plant schon eifrig seinen semi-professionellen Einstieg ins Tourismusgewerbe. Denn wenn Tausende mehr oder weniger gut betuchter Fußballfans die Republik stürmen, müssen sie auch irgendwo schlafen - und dafür eignet sich so manches Gästezimmer.
Dabei gilt es sowohl als Gast als auch als Gastgeber einiges zu beachten. "Wenn Freunde bei mir übernachten, dann geht das niemanden etwas an", sagt Ulrich Ropertz, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes. "Aber wenn ich ein Zimmer meiner Wohnung in einer Internetbörse inseriere oder gegen Geld Dritten zur Verfügung stelle, muss ich meinen Vermieter darüber informieren." Der müsse aber in der Regel die Erlaubnis erteilen, seine Zustimmung darf er nur verweigern, wenn eine totale Überbelegung der Wohnung droht oder er schwerwiegende Bedenken gegen die Person hat. "Eine Sambatruppe in der 30 Quadratmeter-Wohnung oder den weltbekannten Hooligan darf der Vermieter ablehnen", sagt Ropertz.
Schweizer rein, Engländer raus
Jeder sollte sich gut überlegen, wen er sich auf die heimische Couch holt. Besonders beliebt sind laut "Süddeutscher Zeitung" Schweizer, weil "sauber, neutral" und die ach so "lebenslustigen, exotischen" Brasilianer, nicht so gern beherbergt werden Engländer, denen man nachsagt, häufig "laut und betrunken" zu sein. Sollte der Vermieter wider Erwarten an einen randalierenden Schweizer geraten, kann er ihm mündlich kündigen und im Notfall eben die Polizei rufen. "Aber die meisten, die ein Zimmer ihrer Wohnung kurzfristig vermieten, werden sich wohl auch mit weniger sympathischen Personen arrangieren", mutmaßt Ropertz.
Schwieriger wird es, wenn der Zwischenmieter Schäden verursacht hat und der Vermieter einen Ersatz beansprucht. Schließlich benutzt ein Untermieter auch Kühlschrank oder Stereoanlage mit - wenn da etwas zu Bruch geht, haftet kaum eine Hausratsversicherung. "Wenn ein Mieter einige Tage bleibt, empfiehlt es sich, eine kleine Kaution oder ein Pfand einzubehalten", sagt Ropertz. "Ein schriftlicher Mietvertrag, in dem Personalien und Passnummer festgehalten werden, kann später zumindest helfen, den Übeltäter wieder zu finden." Einen Mustermietvertrag hat der Deutsche Mieterbund zusammen mit ImmobilienScout24.de entworfen. Es empfiehlt sich auch festzulegen, welche Räume und Geräte der Zwischenmieter mitbenutzen darf. Aber nicht übertreiben: Bei einer Übernachtung tut es auch ein mündlicher Mietvertrag.
Spende an den Jugendfußball inklusive
Wen all das nicht schreckt, der kann sein Inserat in diverse Bettenbörsen setzen. Das bekannteste, aber auch kommerziellste Angebot ist das der Firma ImmobilienScout24.de. Unter www.wm-zimmer-2006.de können zukünftige Mini-Hoteliers für elf Euro inserieren und dort ihre Wohnung, am besten mit Bildern, beschreiben. Laut Ergin Iyilikci von ImmobilienScout24.de finden sich in diesem Internetportal bereits mehr als 7000 Unterkünfte, die Einnahmen des Bettenportals werden der "Stiftung Jugendfußball" von Jürgen Klinsmann gespendet.
Eine andere Möglichkeit ist "Ein Dach für Fans e.V.". Betrieben wird die Seite www.edff.net von einer Fanorganisation, unterstützt wird sie von der Friedrich-Ebert-Stiftung. Alle Inserate dort sind kostenlos, manche Vermieter locken potenzielle Mieter sogar mit Fotos von sich selbst - mit entblößten, sonnengebräunten und muskelgestählten Oberarmen. Für andere sind internationale Untermieter eine willkommene Gelegenheit, endlich mal wieder englisch, spanisch oder französisch zu sprechen.
Reich wird man als Vermieter nicht
Alexandra Tippenhauer aus Hamburg nahm das Motto der WM "Zu Gast bei Freunden" wörtlich und gründete die Internet-Börse www.host-a-fan.de. Für eine einmalige Anmeldegebühr von 9,90 Euro haben sich dort bisher größtenteils Hamburger eingetragen. Ob Angebote, die Alkohol im Haus verbieten, erfolgreich sind, bleibt jedoch fraglich. Denn andere locken mit Grill und Großbildfernseher im Garten.
Was die Preise der Zimmer angeht, zeigen sich die meisten Vermieter bisher moderat, nicht wenige bieten ihr Bett sogar kostenlos an. "Auch nach meinem Verständnis schließt das Motto 'Zu Gast bei Freunden' Wucherpreise aus", sagt Ropertz, "ein angemessener Preis liegt etwa bei 20 bis 30 Euro - inklusive der Nutzung von Kühlschrank und Dusche." Und dafür sollten auch keine Gegenleistungen erwartet werden - wie in so manchen Angeboten angedeutet.