Antalya Altstadt mit Aussicht

Von Andreas Srenk
Millionen von Türkei-Urlaubern denken bei Antalya nur an Airport: Raus aus dem Flieger und gleich weiter ins Resort nach Lara, Belek oder Alanya. Dabei hat Antalya seine Altstadt Kaleiçi gerade wiederentdeckt, eine der schönsten der Türkei.

Das Tor zur Altstadt sieht gar nicht wie ein Tor aus, sondern eher wie ein römischer Triumphbogen. Ursprünglich wurde er mit seinen korinthischen Säulen zu Ehren des Imperators Hadrian im Jahr 130 nach Christus errichtet. Heute könnte er jedoch genauso gut für den Siegeszug des Tourismus an der türkischen Riviera stehen. Keine andere Stadt im Land hat in den vergangenen Jahren eine so rasante Entwicklung genommen wie Antalya.

Noch um 1960 zählte das verschlafene Provinzkaff 40.000 Einwohner. Erst der Ausbau der Tourismuswirtschaft in den Neunzigern brachte den enormen Entwicklungsschub. Die Einwohnerzahl stieg bis auf 800.000 an. Der Flughafen rangiert dank der internationalen Besucherströme nach Istanbul als zweitgrößter des Landes und im Mittelmeerraum als die Nummer Zwei nach Palma de Mallorca. Das Haushaltsseinkommen der Bevölkerung liegt heute deutlich über dem Landesdurchschnitt.

Mini-Strand an der Mermerli-Bucht

Das Hadrians-Tor in die Kaleiçi, die stadtmauerbewehrte Altstadt, ist der Eingang in eine andere Welt. Die weißen modernen Gebäude an den breiten Prachtboulevards der Neustadt, oft hässliche Betonklötze, weichen schmalen Gassen, eng stehenden Holzhäusern mit ihren pittoresken Erkern und von außen nicht einsehbaren grünen Innenhöfen. Über allem ragt hoch das Wahrzeichen, das Yivli-Minarett aus dem 13. Jahrhundert, empor. Es gilt wie der benachbarte Uhrturm als Orientierungspunkt für einen Rundgang.

Infokasten Antalya

Beste Reisezeit: Bei über 300 Sonnentagen im Jahr fast ganzjährig, bis auf Dezember und Januar.
Einreise: Gültiger Personalausweis; Österreicher benötigen einen Reisepass, das Visum gibt es am Flughafen
Anreise: Viele europäische Charterfluglinien wie Sun Express fliegen die türkische Südküste und Antalya an.
Hotels: "Alp Pasa", kleines Vier-Sterne-Hotel im landestypischen Stil, zentral gelegen in der Altstadt (www.alppasa.com, Nr. 30 Kaleiçi, Tel. +90-242-247 56 76); "Tütav Türk Evi Hotel": malerisch am Hafen gelegenes kleines Haus (www.turkeviotelleri.com, Mermerli Sokak 2, Tel. +90-242-248 6591) mit Restaurant, Bar und Pool.
Restaurant: Hisar, oberhalb des Hafens in den Festungsanlagen gelegen. Die Aussicht von den Balkonen ist hervorragend, das türkische Essen ebenfalls, was nicht für alle Altstadt-Restaurants gilt (Cumhuriyet Caddesi, Tel. 242-241 5281).
Bar: Mr. White's: Livemusik und Drinks (Iskele Cadd.esi 31-33, Tel. 242-7334), hier gehen auch Türken hin.
Besonderer Tipp: Die Flussufer des Dim Cayi sind gesäumt von Restaurants, wo man Fisch und türkische Spezialitäten wie Kebap genießen kann. Originell: Auch mitten auf dem Fluss sind verankerte "schwimmende" Tische, wo der Gast essen und zugleich seine Füße im Flusswasser kühlen kann. Vor dem Essen kann man in einem aufgestauten Pool schwimmen.

Auch in der Nebensaison bummeln Touristen in Scharen durch die zum Mittelmeer hin abfallenden Gassen, vorbei an Teppichgeschäften und Läden für Kunsthandwerk. Gekauft wird seltener - das Geld sitzt in der Wirtschaftskrise nicht mehr so locker. Trotzdem reagieren die Händler freundlich und entspannt - vielleicht ein besonderer Wesenszug der Bewohner, die im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche fremde Herrscher sahen und sich mit Römern, Byzantinern und Seldschuken auseiandersetzen mussten.

Die kreisförmig angelegte Altstadt mit den Resten der hellenistischen Stadtmauer wird im Süden vom großen Park Kara Alioglu, im Westen von einem der schönsten Häfen der Türkei begrenzt, wo das etwa 50 Meter hohe Steilufer schroff zum Meer abfällt. An der Mermerli-Bucht liegen sie auf 100 Metern eng aneinandergereiht unter Sonnenschirmen. Es gibt nicht wenige Einheimische und Urlauber, die der festen Überzeugung sind, dies sei kein Strand, bestenfalls die Ahnung eines solchen. Sie haben Recht. Besser liegt es sich am Konyaalti Plaj im Westen der Stadt, der sich kilometerlang dem Mittelmeer entgegenstreckt.

Mit der Straßenbahn an den Strand

Eine Alternative zur Taxifahrt Richtung Konyaalti-Strand ist die Fahrt mit der Straßenbahn. Die Fahrzeuge waren früher in Nürnberg im Einsatz und wurden anlässlich der Städtepartnerschaft 1997 nach Antalya verschenkt. Auf der fünf Kilometer langen Strecke vom Uhrturm in der Altstadt fährt sie als Pendellinie auch Richtung Westen und macht an zehn Stationen Halt. Es wurden schon Touristen aus Nürnberg beobachtet, wie sie stundenlang mit den ratternden Oldtimer-Gefährten durch die Gegend fuhren. Auch das bedeutende archäologische Museum liegt an einem der Haltepunkte.

Gleich neben der Mermerli-Bucht am Rand der Altstadt dümpeln die Fischkutter. Einige historische Boote sollen den alten Charakter des Hafens unterstreichen. Auch die schnittigen Jachten reicher Türken ankern vor der Stadt. Antalya hat mit ihren Restaurants, Bars und Clubs die Stadt Bodrum in der Gunst der heimischen Oberschicht längst eingeholt.

Hier am Hafen und in der Altstadt kann man den Satz des Staatsgründers Atatürk getrost unterschreiben: "Antalya ist die schönste Stadt der türkischen Küste." Für die Neustadt gilt das weniger. In der gastronomischen Szene herrschen dagegen oft umgekehrte Vorzeichen: Die neuen Viertel punkten mit guten landestypischen Lokalen, die bezahlbar sind, die historische Altstadt mit landestypischer Geschäftemacherei.

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