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Airline in Erklärungsnot Ryanair-Passagier beschimpft schwarze Frau rassistisch – und wird dafür auch noch belohnt

Ryanair: Mann beschimpft Frau rassistisch in Flugzeug
Unglaublich, aber wahr: An Bord eines Ryanair-Flugzeugs hat ein Mann eine ältere Frau rassistisch beschimpft. Doch nicht er musste seinen Platz räumen, sondern das Opfer. Ein Video des Vorfalls bringt die Airline nun in Erklärungsnot.

Ein Facebook-Video bringt die irische Billigflieger-Airline Ryanair gerade in Bedrängnis. Das Video, das mittlerweile über vier Millionen Mal gesehen wurde, ist am Freitag von Facebook-User David Lawrence veröffentlicht worden. In dem Video zu sehen: Ein älterer Fluggast sitzt in einer Ryanair-Maschine auf einem Fensterplatz und beschimpft lautstark seine 77-jährige Sitznachbarin. Er bezeichnet die Frau unter anderem als "hässlichen schwarzen Bastard" und "dumme hässliche Kuh". Der ältere Mann wollte offenbar nicht neben der farbigen Frau sitzen.

Rassistische Beleidigungen: Kaum Reaktionen der anderen Passagiere

Das Video, das in den sozialen Medien viral ging, startet inmitten des hitzigen Streits. Ein Ryanair-Flugbegleiter ist zu dem Zeitpunkt bereits zum Schlichten des Streits angerückt. Außerdem mischt sich auch die Tochter der 77-jährigen Frau in das Wortgefecht ein. Sie ermahnt den Mann immer wieder, dass er seinen Mund halten solle. Andere Flugpassagiere wirken aufgrund der rassistischen Äußerungen des Mannes peinlich berührt, unternehmen zunächst aber nichts. Um den Streit zu schlichten, bietet der Flugbegleiter der 77-Jährigen schließlich einen anderen Sitzplatz an. Der Mann fühlt sich bestätigt in seiner Forderung – und legt noch nach: "Rede nicht in einer fremden Sprache mit mir, du dumme hässliche Kuh". Erst jetzt greift ein Passagier, der eine Reihe dahinter sitzt in den Streit ein und fordert den Mann eindringlich zum Aufhören auf. Dann mischen sich endlich auch andere Fluggäste ein, zeigen Zivilcourage und fordern den Flugbegleiter auf: "Werfen Sie ihm aus dem Flugzeug!"

Das Opfer wird bestraft, der Täter belohnt

Doch der pöbelnde Passagier darf bleiben und wird nicht aus dem Flugzeug auf dem Airport von Barcelona geworfen. Stattdessen wird das Opfer anschließend auf eigenen Wunsch umgesetzt. Wie im Video zu sehen ist, bittet die Seniorin darum, bei ihrer Tochter sitzen zu dürfen. Anschließend steht sie auf und geht aus dem Bild. Der sichtlich aufgeregte Mann bleibt stur in seinem Sitz sitzen. Kurz danach beruhigt sich die Lage wieder.

Das 3-Minuten-Video löste nach der Veröffentlichung einen heftigen Shitstorm gegen die Airline aus. Alleine auf Facebook wurde das Original-Video schon über 50.000 Mal geteilt und erhielt über 16.000 – meist wütende – Kommentare. Die Aufnahme wurde am Wochenende auch auf Youtube und Twitter hochgeladen. Und auch dort verbreitete sich der Vorfall rasant. Nun wird der Rassismus-Eklat an Bord der irischen Fluggesellschaft zum Fiasko für die Airline. Dass ausgerechnet das Opfer zusätzlich bestraft und der Täter belohnt wurde, sorgt weltweit für Empörung. Auch britische Politiker kommentierten den Vorfall und machten ihrem Unmut über das Verhalten von Ryanair auf Twitter Luft.Die Tochter des Opfers sagte gegenüber der britischen "Huffington Post", dass sie nie wieder mit Ryanair fliegen werde und erklärte, dass ihre Mutter sehr aufgebracht sei.

Ohne Entschuldigung: Ryanair reagiert auf Rassismus-Vorfall in Flugzeug

Mittlerweile hat auch die Fluggesellschaft auf den Vorfall reagiert – allerdings sehr kurz und sachlich. "Wir kennen das Video und haben den Vorfall der Polizei in Essex gemeldet", teilte Ryanair am Sonntag im Kurznachrichtendienst Twitter mit.Ein Polizeisprecher bestätigte: "Wir arbeiten eng mit Ryanair und den spanischen Behörden bei den Ermittlungen zusammen."

Der Rassismusvorfall verschärft das Imageproblem der irischen Airline, der zu geringe Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen vorgeworfen werden: Das Unternehmen muss den ersten Gewinnrückgang seit fünf Jahren verdauen. Wie Ryanair am Montag in Dublin mitteilte, sank der Gewinn im ersten Geschäftshalbjahr um 7 Prozent auf 1,20 Milliarden Euro. Als Gründe nannte die Airline Streiks, hohe Kerosinpreise, geringere Ticketpreise und Ersatzzahlungen wegen der EU-Fluggastrechte.

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hh / DPA

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