Bahnchef tritt zurück Spanische Bahn bestellt neue Züge für 258 Millionen Euro – und merkt dann, dass sie nicht durch Tunnel passen

Zug in Spanien
Die spanische Bahn hat sich bei der Bestellung neuer Züge vertan
© Pacific Press Agency / Imago Images
Bahnposse in Spanien: Die Eisenbahngesellschaft hat Züge bestellt, die für groß für einige Tunnel sind. Der Bahnchef und eine Staatssekretärin mussten zurücktreten.

Eigentlich gilt der Zugverkehr in Spanien als vorbildlich in ganz Europa – pünktlich, schnell, zuverlässig. Doch eine Posse hinterlässt Kratzer an diesem Image. Bereits 2020 tätigte das spanische Bahnunternehmen Renfe eine Großbestellung: 31 neue Züge sollten geliefert werden, die Bestellung kostete rund 258 Millionen Euro. Aber erst mehr als zwei Jahre später stellte sich durch eine Recherche der Lokalzeitung "El Comercio" heraus, dass dabei ein eklatanter Fehler passiert ist: Die bestellten Züge sind für einige der Tunnel in ihrem Einsatzgebiet zu groß.

Ein Debakel, das nun auch politische Auswirkungen nach sich zieht. Nachdem Ende Januar die Fehlplanung öffentlich bekannt wurde, entstand eine Diskussion über personelle Konsequenzen. Nun hat Renfe-Chef Isaías Táboas seinen Rücktritt erklärt, berichtet der Fernsehsender RTVE. Auch Isabel Pardo, Staatssekretärin im Transportministerium, sei zurückgetreten. Neben Táboas und Pardo mussten auch zwei Führungskräfte bei Renfe sowie Bahnnetz-Verwaltungs-Behörde Adif ihre Posten räumen.

Spanien: "Peinlicher Skandal"

Durch den Fehler bei der Bestellung wird sich der Einsatz der neuen Züge, die in den Regionen Kantabrien und Asturien im Norden Spaniens verkehren sollten, voraussichtlich noch um zwei Jahre verzögern. Die Ministerpräsidenten der Regionen hatten bereits personelle Konsequenzen sowohl beim Eisenbahnunternehmen als auch im Ministerium gefordert. Der Ministerpräsident von Kantabrien, Miguel Angel Revilla, nannte die Fehlplanung "Pfusch". Er kritisierte, dass offenbar "weder die Tunnel noch die Züge vermessen" wurden und dass der Vorgang so lange vertuscht wurde. Der Ministerpräsident von Asturien sprach von einem "beschämenden und peinlichen Skandal".

Immerhin: Finanzieller Schaden für die Steuerkasse soll dabei nicht entstanden sein, da die Züge noch nicht gebaut worden seien. Mittlerweile ist eine neue, korrigierte Bestellung aufgegeben worden. Auf die neuen Züge müssen die Fahrgäste allerdings noch etwas warten. Und zumindest einen positiven Nebeneffekt hat die ganze Verwirrung: Bis zur Auslieferung der neuen Flotte, die für 2026 geplant ist, dürfen Fahrgäste in den betroffenen Regionen die Züge kostenlos nutzen.

Quellen: RTVE (1) / RTVE (2) / "El Comercio"

epp

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