Mitten in der Nacht, über einhundert Kilometer vom rettenden Ufer entfernt im 20 Grad kalten Mittelmeer - dass eine Britin nach dem Sturz von Bord des Kreuzfahrtschiffes "Norwegian Star" unter diesen Bedingungen rund zehn Stunden überlebt hat und gerettet werden konnte, grenzt an ein Wunder.
Die Frau, deren Alter inzwischen mit 46 Jahren angegeben wird, hat eine Erklärung dafür, dass sie die Kraft gefunden hat, die bangen Stunden auf offener See zu überstehen. Sie habe gesungen, um sich abzulenken, und sei durch regelmäßiges Yoga-Training körperlich und mental fit, erzählte sie laut britischer "Daily Mail" der Besatzung des Rettungsschiffes.

Kay L., die als Stewardess für die Fluglinie "Virgin Atlantic" arbeitet, kam zunächst zur Beobachtung in ein Krankenhaus in der kroatischen Stadt Pula. Vor den Kameras eines kroatischen Fernsehsenders erklärte sie nach ihrer Rettung, sie sei "glücklich, am Leben zu sein".
Kreuzfahrtschiff begann mit der Suche
Das Kreuzfahrtschiff war am Wochenende auf dem Weg von der kroatischen Halbinsel Istrien nach Venedig, als Kay L. gegen Mitternacht an Deck 7 vom Heck über die Reling ins Wasser stürzte. Die Crew begann in der Dunkelheit sofort damit, nach der Frau zu suchen. Aufzeichungen des Schiffstrackers "Vesselfinder" zeigen, dass die "Norwegian Star" in der Adria wendete und am Unglücksort kreuzte. Parallel lief die Seenotrettung durch die kroatische Marine mit Unterstützung aus der Luft an. Die Besatzung eines Marineschiffes machte die 46-Jährige dann am Sonntag gegen zehn Uhr vormittags ausfindig und konnte sie an Bord holen - nur rund anderthalb Kilometer von der Stelle entfernt, an der sie über Bord gegangen war. "Diese wunderbaren Jungs haben mich gerettet", kommentierte L. die Aktion dankbar.
Lovro Oreskovic, der Kapitän des Rettungsschiffs, sagte der "Daily Mail" anschließend, die Britin sei sehr erschöpft gewesen. Er und seine Besatzung seien "sehr glücklich darüber, ein Menschenleben gerettet zu haben".
Warum die Frau über Bord ging, ist derweil noch unklar. Um diese Frage zu klären, sollen nach Möglichkeit unter anderem die Videoaufzeichnungen der "Norwegian Star" ausgewertet werden. Auch die britische Botschaft ist in den Fall involviert.
