Mit den Hühnern aufstehen? Das muss nicht sein, vor allem nicht im Urlaub. Mit den Vögeln frühstücken? Klingt schon besser. Das dachten sich auch die Macher des Jurong Bird Park, und so kann man in Singapur umgeben von Papageien und Kakadus den Tag beginnen. Die Tiere halten einen mit Vorführungen und Sprachübungen bei Laune und sagen den Besuchern aus dem Westen sogar die Zukunft voraus. Später dann wandert man zu Wasserfällen und streunt durch riesige Voliere. Die geballte Farbenpracht der Tropen lässt sich hier erleben - und das nur eine halbe Stunde entfernt vom quirligen Zentrum Singapurs.
Tierliebes Singapur
Natur im Stadtstaat? Das ist alles andere als ein Widerspruch. Gerade weil der Platz begrenzt ist versucht man in Singapur, Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen zu erhalten. Und auch in den Tierparks geht man neue Wege. Beispiel Zoo: Während Tiere in anderen zoologischen Gärten Südostasiens oft dahin vegetieren hat man in Singapur schon früh das Konzept des "Open Zoo" verfolgt. Unsichtbare Gräben oder Wasserläufe und keine hässlichen Zäune trennen die Besucher von den Tieren, die deutlich mehr Platz haben als anderswo und sich oft in einer Art Parklandschaft frei bewegen können. Leoparden und Jaguare allerdings, beides gute Kletterer, möchte man nicht herausfordern - hier sorgt Glas für die nötige Distanz. Die ist nicht immer nötig: Selbstverständlich darf man Tiere unter Aufsicht von Rangern selbst füttern. Wer einmal einen Elefanten vor sich hatte und ihm eine Hand voll Bananen reichen durfte wird nie mehr auf die Idee kommen, Schmuck aus Elfenbein zu kaufen…
Wenn dann pünktlich um halb acht die Sonne untergeht erwacht ein anderer Teil Singapurs zum Leben. 90 Prozent der in den Tropen lebenden Tiere sind nachts aktiv, doch nur hier im Stadtstaat kann man 100 Arten bei der "Night Safari" in ihrer natürlichen Umgebung erleben. 40 Hektar groß ist das Areal, durch das man mit einem Bähnchen tingelt oder zu Fuß flaniert. Giraffen recken ihre Hälse, tropische Eichhörnchen fliegen durch die Luft, Tiger huschen im Dämmerlicht der Scheinwerfer vorüber und lassen ihr Brüllen hören. Auch hier verzichtet man wo immer es geht auf Zäune - Wasserläufe, begrünte Mauern und unsichtbare Hindernisse trennen Mensch und Tier.
Casting-Show der Tierwelt
Zwölf Kilometer entfernt vom sonoren Brummen der Autos in der Shopping-Meile Orchard Road bestimmen dann wieder andere Töne die Geräuschkulisse. Im tropischen Regenwald des gerade einmal 164 Hektar großen Bukit-Timah-Reservats gibt es mehr Baumarten als in ganz Nordamerika, heißt es im Führer. Wenn man nach dem Lärm geht, den man hier hört, sind es aber bald deutlich weniger: In der Ferne sirren die Kreissägen. Je näher man kommt, desto lauter wird das unangenehm grelle Pfeifen. Waldarbeiter entdeckt man allerdings nirgends, nur Spaziergänger, und natürlich darf in dem Naturschutzgebiet niemand den Urwald roden. Den ohrenbetäubenden Lärm machen hier die Zikaden in den Baumwipfeln - eine Casting-Show der Tierwelt, und wie in der Welt der Menschen sind die lautesten Sänger nicht immer die besten. Wer die Zikaden bei ihrem Konzert nicht nur hören, sondern auch beobachten will, der sollte im MacRitchie-Reservoir einfach in die Höhe klettern. Auf einer 250 Meter langen Hängebrücke spaziert man durch die Baumkronen hindurch und entdeckt mit etwas Glück auch viele der 80 hier lebenden Vogelarten. Ganze elf Kilometer lang ist hier der Rundwanderweg: Natur pur mitten im dicht bevölkerten Stadtstaat Singapur.