Man riecht die Farm, bevor man sie sieht. Es ist der warme Wind, der den angenehmen Duft die Hänge hinauf treibt, der die Kleidung durchdringt und sich an der Haut reibt. Es ist ein milder Duft, der die Nase umschmeichelt, und nicht so direkt auf einen zusteuert wie das Aroma eines kräftigen Ceylon-Tee aus den Lowlands Sri Lankas. Doch wir sind mitten in Afrika, die Sandpiste macht eine Kurve, der 28 Jahre alte Toyota-Pickup stottert, und dann liegt einem die Rooibos-Farm zu Füßen.
"Auf 900 Hektar Fläche produzieren wir 300 Tonnen Tee im Jahr", sagt Chris du Plessis, der sich eigentlich unweit der Stadt Clanwilliam zur Ruhe setzen wollte und nun mit viel Engagement Besucher über die Rooibos-Farm seines Schwagers führt. Selbst wer glaubt, schon alles über den einzigartigen Tee zu wissen, wird am Ende seiner Tour staunen über die Wunderpflanze aus den Zederbergen.
Tea Time in Südafrika
Rooibos-Tee wird nur in Südafrika und dort nur im Umkreis des Städtchens Clanwilliam im Norden der Provinz Western Cape angebaut (www.clanwilliam.info). Die große Kooperative mitten im Ort bietet keine Touren an. Interessant sind deswegen die mit dreieinhalb Stunden sehr ausführlichen Ausfahrten von Chris du Plessis (bei vier Personen 75 Rand pro Person), bei der man viele Rooibos-Felder sehen, die Produktionsgebäude einer Farm besichtigen und nebenbei einiges über die Tier- und Pflanzenwelt der Region erfahren kann. Unter www.rooibosltd.co.za gibt es Informationen über den medizinischen Nutzen des Tees und viele Rezepte zum Nachkochen.
Chris du Plessis und seine Frau Annette bieten auch Übernachtungsmöglichkeiten in kleinen Cottages an - hier riecht man noch in der Nacht den Duft der Rooibos-Felder (120 Rand pro Person, Frühstück 45 Rand, Mittagessen und Abendessen auf Vorbestellung 55 bzw. 75 Rand). Infos: Elandsberg Eco-tourism, Telefon 0027-27-4822022, www.elandsberg.co.za. Die Farm liegt außerhalb von Clanwilliam in Richtung Lambert's Bay. Nach 13 Kilometern führt rechts eine Schotterpiste einige Kilometer bis zur Rezeption.
Zerhackt, zerquetscht und mit Wasser beträufelt
"Wie meist waren es die Ureinwohner, die den Siedlern beibrachten, dass man aus den feinen Zweigen einer ginsterartigen Pflanze einen aromatischen Tee herstellen konnte", erzählt Chris du Plessis. Triebe der wild wachsenden Sträucher wurden zerhackt, zerquetscht und mit Wasser beträufelt, um eine Fermentation anzuregen. Später trocknete dann die Sonne den Tee. "Heute halten wir uns noch immer an diesen Prozess - allerdings können wir unsere Rooibos-Mengen nur mit dem Einsatz von Maschinen bewältigen und experimentieren mit immer neuen Ernte- und Schneidewerkzeugen. Außerdem sorgen wir für die Sterilisierung mit heißer Luft - Rooibos-Tee bleibt so natürlich und braucht keine Konservierungsstoffe."
Rooibos-Tee macht gesund - und schön
Wer Chris du Plessis nach den gesundheitlichen Vorteilen seines Lieblingsgetränks befragt, begeht er einen Fehler. So schnell kann man gar nicht verarbeiten, was er alles an dem "roten Buschtee" rühmt. Rooibos-Tee schmeckt ähnlich wie ein milder schwarzer Tee, ist aber koffein- beziehungsweise teinfrei und enthält auch kaum Gerbstoffe. Über 200 wichtige Mineralstoffe, von Eisen über Zink bis hin zu Magnesium und Fluorid, sind dagegen im Tee enthalten. Rooibos hilft gegen Magen- und Darmbeschwerden, lindert Allergien, hilft gegen Bluthochdruck und Schlaflosigkeit, Heuschnupfen und Asthma, wirkt dem Juckreiz entgegen und heilt Ekzeme. Extrakte aus der Rooibos-Pflanze werden für Schönheitscremes verwendet - die Pflanze macht also nicht nur gesund, sondern auch schön. Wie schade, dass sie nur in einem kleinen Teil Südafrikas und nirgendwo sonst wächst.
60 Prozent der Ernte gehen nach Deutschland
"Die Pflanze ist perfekt an die Bedingungen rund um die Zederberge angepasst", sinniert Chris du Plessis. "Sie liebt Regen im Winter und heiße, trockene Sommer. Sie braucht einen Untergrund mit viel Säure im Boden - wir haben einen ph-Wert von fünf. Rooibos mag gerne Sandstein und einen durchlässigen Untergrund, durch den Wasser schnell abfließt." Offenbar gibt es eine solche Kombination nur im Westen Südafrikas. Ein Glücksfall für die Farmer, die 90 Prozent ihrer Ernte exportieren - 60 Prozent davon geht nach Deutschland. Was man dort gerne hören dürfte: Weil der Rooibos so gut an Boden und Klima angepasst ist, müssen die Pflanzen nicht gespritzt werden. Einzig ein Pilz macht dem Strauch nach ein paar Jahren zu schaffen - doch nach einer Ruheperiode wächst die Tee-Pflanze auch wieder auf demselben Terrain.
Raum für Experimente
Befragt nach seinem persönlichen Rooibos-Lieblingsrezept nennt Chris du Plessis natürlich den Eistee seiner Frau, der mit Apfelsaft, Sternanis, Zimt und Nelken aromatisiert ist. Hier will er sich aber nicht festlegen: "Rooibos kann man so vielfältig nutzen - nicht nur als Tee in verschiedenen Mischungen, sondern auch zum Einlegen von Fleisch und als Grundlage für Suppen, zum Aromatisieren von Kuchen und für viele weitere Experimente."